20.000 Hunde-Inserate online – für teilweise mehrere tausend Euro
Dabei spielt sich das meiste im Internet ab: Verkaufsplattformen sind voll mit Anzeigen, in denen sogar ganz junge Welpen angeboten werden. An jedem Tag sind rund 20.000 solcher Inserate online. Die Preise liegen teilweise bei 2.000 Euro pro Tier. Besonders auffällig ist eine ganze Anzeigenserie eines Anbieters aus Waldmünchen, an der Grenze zu Tschechien.
Riesiger Zuchtbetrieb an bayerisch-tschechischer Grenze
Eine Tierschützerin nimmt Kontakt zu ihr auf. Es meldet sich eine Betreiberin unter falschem Namen, die angibt, „Familienhunde“ zu züchten. Die Tiere würden liebevoll aufwachsen, betont die Betreiberin. Man könne sofort einen Hund aussuchen und mitnehmen.
Vor Ort zeigt sich, dass der Zucht-Betrieb nicht im bayerischen Waldmünchen, sondern in Tschechien liegt. Das Anwesen ist ein alter Bauernhof, der Garten vollgestellt mit Holzhütten, in denen sehr viele Hunde gezüchtet und in Zwingern gehalten werden.
Staatsanwaltschaft Regensburg: Keine Zulassung für Zucht
Es stellt sich heraus, dass die Betreiberin eine alte Bekannte in der Szene ist: „Sie hatte bis 2014 hier in Deutschland noch in Thüringen eine Hundezucht, wo sie auch massenweise Hunde verkauft hat“, sagt Jana Hoger von PETA. Diese Zucht sei dann von den Behörden geschlossen worden, und dann habe sie sich offenbar an die deutsch-tschechische Grenze abgesetzt. Jana Hoger geht davon aus, dass mindestens 200 Hunde auf dem Grundstück leben.
Sprechen will vor Ort niemand mit dem BR-Politikmagazin „Kontrovers – Die Story“. Ein Anwalt teilt schriftlich mit, ein organisierter Export von Tieren finde nicht statt. Doch inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Regensburg den Fall breiter untersucht. Der leitende Oberstaatsanwalt erzählt, dass rund 160 Fälle des gewerbsmäßigen Betrugs ermittelt werden konnten. Die Züchter hätten für eine gewerbsmäßige „Hundeproduktion“ keinerlei Zulassung.
Mischlingshunde werden als reinrassig verkauft
Außerdem seien viele Hunde als reinrassig angeboten worden, was aber letztlich durch DNA-Gutachten als fehlerhaft widerlegt worden sei, so der leitende Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher. Die Züchter weisen diesen Vorwurf allerdings schriftlich zurück. Ein entsprechendes Urteil dazu gibt es noch nicht. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung.
Die Tiere werden laut Staatsanwaltschaft vor allem über Online-Tierhandelsplattformen beworben. Dort seien die jungen Hunde als Züchtungen aus Deutschland angeboten worden, so der leitende Oberstaatsanwalt aus Regensburg gegenüber dem BR-Politikmagazin „Kontrovers – Die Story“.
Offenbar großes Netzwerk aus Züchtern, Weiterverkäufern und Tierärzten
Anschließend sind die Tiere laut Oberstaatsanwalt Rauscher zu mehreren sogenannten „Weiterveräußerern“ in Deutschland gekommen, welche die Hunde dann den deutschen Kunden präsentiert und verkauft hätten. Besonders pikant: Laut Staatsanwaltschaft Regensburg sollen sogar auch Tierärzte mitgewirkt haben, um die nötigen „EU-Heimtierausweise“ und Impf-Dokumente zu beschaffen.
Die Papiere seien von Veterinären blanko ausgestellt worden, so der leitende Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher: „Deshalb richtet sich die erste Anklage auch gegen einen beteiligten Veterinär. Es gab auch verschiedene weitere Verfahren, die gegenüber Veterinären bereits geführt wurden, die dafür auch wegen Beihilfe zum Betrug jeweils zu Geldstrafen verurteilt wurden.“
Tierschützer fordern: Illegaler Tierhandel nicht nur als Ordnungswidrigkeit ahnden
Die Bundesregierung hat zwar inzwischen angekündigt, Anbieter lebender Tiere sollen verpflichtet werden, Name und Anschrift bei der jeweiligen Onlineplattform zu hinterlegen. Doch Tierschützer wie Bettina Mittler vom Tierheim Passau fordern im BR Politikmagazin „Kontrovers – Die Story“ mehr: „Es müssen richtig harte Strafen her. Es muss eine Straftat werden und nicht mehr als Ordnungswidrigkeit gesehen werden und den Händlern einfach alle Rechte eingeräumt werden. Das muss sich ändern.“