Sinkende Absatzzahlen, starke Konkurrenz aus China: Die Autobranche – über Jahrzehnte die deutsche Leitindustrie – steckt weiter in der Krise. Die wollen die deutschen Hersteller bei der mittlerweile in IAA Mobility umbenannten Internationalen Automobil-Ausstellung in München zumindest nach außen hin für ein paar Tage ausblenden und neue Modelle und künftige Trends präsentieren.
Weit weniger im Rampenlicht: die vielen Zulieferer, etwa aus Franken. Die haben zuletzt vor allem durch Sparprogramme und Stellenstreichungen für Schlagzeilen gesorgt. Ein Blick in die Branche zeigt: Die Zulieferer haben die Herausforderungen der Transformation angenommen – und neben viel Schatten gibt es auch Lichtblicke.
Von mehr Resilienz durch Blendenträger und Springformen …
Wie der Umstieg auf die E-Mobilität und die Transformation gelingen kann, zeigt ein Beispiel aus Langenzenn. Bis vor ein paar Jahren hatte die Firma Maxfeld Dreiviertel ihres Umsatzes mit Auto-Zulieferungen gemacht. Jetzt sind es nur noch rund 30 Prozent, sagt Chef Christian Schuster. Weiterhin für die Autoindustrie gefertigt werden nur Teile, die „antriebsunabhängig“ sind, also sowohl im Verbrenner als auch im E-Auto gebraucht werden. Luftströmungssensoren oder Batteriekontakte etwa.
Stattdessen fertigt Maxfeld nun beispielsweise mehr für die Möbelindustrie. Das Unternehmen hat vor kurzem in eine neue Maschine investiert, die vollautomatisch Blendenträger für Schubladen produziert. Auch Verschlüsse für Kuchenspringformen werden gefertigt. In der Summe ist der schwindende Autozuliefer-Anteil – zumindest hier – kein Problem. 2021 hatte Maxfeld rund zehn Millionen Euro Jahresumsatz und etwa 60 Beschäftigte. Mittlerweile, sagt Chef Christian Schuster, liegt der Jahresumsatz bei etwa 15 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl ist auf 80 bis 85 gestiegen.
… zu Neuausrichtungsplänen, die zu scheitern drohen
Vielen Unternehmen bereitet die Umstellung auf die E-Mobilität allerdings auch große Probleme. Beim hoch verschuldeten Autozulieferer ZF drohen neben einem weiteren Stellenabbau auch Standortschließungen. Wie verzwickt die Lage ist, zeigt ein Blick auf den Standort Nürnberg. Damit die Gießerei keine Verluste mehr schreibt, haben IG Metall, Betriebsrat und Standortleitung der Konzernführung ein Alternativkonzept vorgelegt.
Das Werk soll effizienter werden und künftig mehr antriebsunabhängige Teile produzieren. Laut Roland Wehrer von der IG Metall in Nürnberg sieht es derzeit nicht danach aus, als würde ZF dieses Konzept vollumfänglich umsetzen. Mit Blick auf die Probleme bei der Transformation habe ZF „keine Mittel und vielleicht auch keinen Mut“, so Wehrer. Und das, obwohl sich die Investitionen für die Ausrichtung auf die Transformation hier – laut IG Metall – bereits nach drei Jahren rechnen würden.
Transformation als „Marathon“ für die Zulieferer
Auch wenn die Autozulieferer bei der Transformation unterschiedlich gut vorankommen: Sie nehmen die Entwicklung offenbar ernst. „Mehr als 90 Prozent der Unternehmen wissen: Mit dem bisherigen Geschäftsmodell kommen wir nicht mehr weiter“, sagt Automotive-Experte Ronald Künneth von der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Nürnberg.
In der Folge investieren die Firmen in neue Produkte und neue Märkte. Als Beispiel nennt Künneth die Medizintechnik, die Energie-Branche oder die Rüstungsindustrie. Die Erschließung neuer Märkte sei allerdings ein Marathon. Ihn zu bewältigen, sei aber wichtig, betont Künneth. Denn: Ein elektrischer Antriebsstrang für ein Fahrzeug benötigt nur etwa zehn Prozent der Teile eines Verbrenners. Die Folge laut Künneth: viele Zulieferer würden im Feld der E-Mobilität keine neuen Märkte finden und müssten sich nun „völlig neu orientieren“.