Wer wegen der günstigeren Spritpreise gerne im Nachbarland Österreich tankt, kennt das Phänomen bereits: Dort wurde Super E5 ersatzlos gestrichen und komplett auf E10 umgestellt. Dieses ist mit bis zu doppelt so viel Bioethanol versetzt (bis zu zehn Prozent).
Wenn es nach dem ADAC geht, wäre eine ähnliche Entwicklung auch in Deutschland wünschenswert. „Die Politik sollte die Nutzung von Super E10 vorantreiben“, fordert dessen Präsident Christian Reinicke. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.
Was wird in Deutschland vor allem getankt?
Noch wird in Deutschland überwiegend E5 statt E10 getankt. Obwohl es im Schnitt 6 Cent pro Liter teurer ist, bevorzugten 2024 mehr als zwei Drittel der Autofahrer und Autofahrerinnen E5. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hat ausgerechnet, dass nur 27,4 Prozent E10 tankten, obwohl es günstiger und umweltfreundlicher ist. Das sei „rational schwer zu erklären“, heißt es beim ADAC.
In anderen Ländern sieht es anders aus. So bevorzugt beispielsweise in Frankreich nur ein Viertel der Kunden E5 statt E10.
Warum hängen die Deutschen derart an E5-Benzin?
Möglicherweise haben viele noch 2011 im Gedächtnis: Bei der Einführung von E10 war es durchaus ein Thema, ob alle Teile des Motors wie Kraftstoffleitungen oder Einspritzpumpen den neuen Treibstoff auch langfristig vertragen würden. Es hieß damals, dass Bioethanol sehr wohl Kunststoffe im Motor angreift und damit zu teuren Reparaturen führen könnte. Laut ADAC gibt es inzwischen seit dem Baujahr 2011 keine Fahrzeuge mehr, die solche Probleme hätten.
Experten zufolge wären höchstens ältere Fahrzeuge (ab etwa 15 Jahren) von möglichen Unverträglichkeiten betroffen. Für diese bietet sich immer noch die Möglichkeit, Super Plus zu tanken – was allerdings wesentlich teurer ist.
Bei einigen besonders hochwertigen Fahrzeugen wird ohnehin dazu geraten, etwa weil das Kraftstoffgemisch im Motor besonders stark verdichtet wird. Auch einige Motorräder mit besonders hohen Drehzahlen sollten wegen der höheren Oktanzahl mit Super Plus betankt werden, um ein mögliches „Klopfen“ des Motors und Fehlzündungen zu vermeiden.
Warum spricht sich der ADAC für E10 aus?
„Viele Menschen tanken im Zweifelsfall unnötigerweise das teurere und klimaschädlichere Super E5“, fasst es ADAC-Präsident Reinicke zusammen. Da Bioethanol aus nachwachsenden Pflanzen wie Mais oder Zuckerrohr gewonnen wird, gilt ein Wechsel auf E10 als Beitrag zum Klimaschutz. Damit ließe sich der CO2-Ausstoß im Straßenverkehr verringern, wozu sich die Bundesregierung vor vielen Jahren schon verpflichtet hat, ohne entsprechende Erfolge vorweisen zu können.
Es gibt aber auch Kritik daran, Ackerpflanzen nur zu verbrennen, statt daraus Lebensmittel zu machen – Stichwort: „Konkurrenz von Tank und Teller“.
Wie steht die Bundesregierung zur E10-Nutzung?
Ein Bundesratsbeschluss vom März 2024 änderte bereits die Rechtslage: Tankstellenbetreiber dürfen heute schon auf E5 verzichten, wenn sie neben E10 darüber hinaus einen 100-prozentigen Biosprit wie den Dieselkraftstoff HVO100 anbieten oder GTL (Gas To Liquid) – was derzeit noch selten der Fall ist. Zuvor mussten alle Tankstellen zusammen mit E10 immer auch E5 anbieten.
Eine grundsätzliche E5-Pflicht hält der ADAC für „nicht mehr sinnvoll“. Präsident Reinicke sagt: „In einem ersten Schritt sollte diese Verpflichtung daher auf Super E10 übergehen. Und wenn das nicht reicht, wird man über weitere, im Zweifel härtere Schritte nachdenken müssen.“
Wie lange wird es E5-Kraftstoff in Deutschland noch geben?
ADAC und Mineralölwirtschaft erwarten eine ähnliche Entwicklung wie in Österreich und anderen nord- und osteuropäischen Ländern nun auch in Deutschland. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis das beliebte E5-Benzin weichen muss. Auch der Bundesverband Freier Tankstellen (bft) teilt die Haltung des ADAC.
Zugleich schränkt Geschäftsführer Daniel Kaddik aber ein: „Die Tankstellen, bei denen E5 weiter gut nachgefragt wird, werden E5 sicherlich weiterführen. Da muss niemand in Sorge sein.“
Mit Material von dpa.