Das Bürgergeld hat einen schlechten Startzeitpunkt erwischt: Seit seiner Einführung vor gut eineinhalb Jahren ist die Zahl der Anträge gestiegen. Auch in Bayern verzeichnen die Jobcenter einen deutlichen Anstieg. Der gehe auch auf mehr Anträge durch ukrainische Flüchtlinge und Asylberechtigte aus anderen Herkunftsländern zurück. Für die Jobcenter bedeutet das alleine von der Menge her schon deutlich mehr Arbeit, die offenen Anträge abzuarbeiten.
Ein Regelsatz, aber viel Bürokratie
Dazu komme noch ein hoher bürokratischer Aufwand, erklärt die Geschäftsführerin des Jobcenters Fürstenfeldbruck, Claudia Baubkus. Die existenzsichernde Leistung, die bekannten 563 Euro Regelsatz pro Person, sei nämlich nur ein Teil der Bearbeitung. Hinzu komme dann der Antrag auf Wohngeld plus Nebenkosten und Heizkosten, auf Kindergeld und Kinderzuschlag. „Das ist sehr viel Bürokratie und das sind sehr viele Schnittstellen, die uns die Bearbeitung sehr viel schwerer macht.“
Geringer Anreiz für Vollzeitjobs
Ein weiteres Problem seien die sogenannten Aufstocker. Arbeitnehmer, die 60 Prozent Teilzeit arbeiten und zu ihrem Nettolohn zusätzlich Anspruch auf Bürgergeld haben. Um das zu verdeutlichen, rechnet das Jobcenter folgenden Fall vor, der ein Standardbeispiel sei: In Fürstenfeldbruck komme ein Aufstocker auf fast 1.800 Euro Nettoeinkommen pro Monat. Und das seien nur rund 100 Euro weniger als bei einem Durchschnittsverdiener, der Vollzeit arbeite.
Doch dieser geringe Lohnabstand sei kein Anreiz, in einen Vollzeitjob zu wechseln. Deshalb wünscht sich die Geschäftsführerin des Jobcenters niedrigere Hinzuverdienstgrenzen. „Damit der Grundsatz besteht: Wer arbeitet, soll auch mehr haben und jemand, der immer arbeitet, soll auch immer mehr haben. Das ist das, was von den Mitarbeitern bei uns ankommt.“