Es sind vor allem Landkreise in Nordbayern, in denen die VdK-Präsidentin Verena Bentele einen „Kollaps“ der Pflege befürchtet: „Ganz schwierig ist es in den Landkreisen Wunsiedel, Hof, aber auch Rhön-Grabfeld, Haßberge und noch vielen anderen Landkreisen.“
Mehr alte Pflegebedürftige, weniger junge Helfer
Dort gebe es immer mehr ältere, pflegebedürftige Menschen, gleichzeitig aber immer weniger Jüngere, die dort als Pflegekräfte arbeiten. Verschärft werde die Lage dadurch, dass viele jüngere Menschen wegziehen, die sich in die Pflege ihrer Angehörigen einbringen könnten. Bentele warnt eindringlich: „Dort ist es katastrophal für die Menschen, dass sie überhaupt noch pflegerische Daseinsvorsorge nutzen können.“
Mehr Planung gefordert
Damit die Pflege nicht kollabiert, muss Bayern nach Ansicht des VdK besser planen, welche Angebote es geben soll, und wie sich Lücken schließen lassen. Solche Pflege-Planung in den Kommunen gebe es noch viel zu selten.
Antragsstau bei behindertengerechtem Umbau
Der Sozialverband kritisiert auch, dass viele Menschen derzeit auf Gelder warten müssten, mit denen sie ihre Wohnungen behindertengerecht umbauen können. Solche Umbauten machten es oft möglich, dass Menschen auch bei Pflegebedarf möglichst lange im eigenen Zuhause bleiben können, betont der VdK.
Das bayerische Bau-Ministerium räumt ein, dass derzeit noch nicht feststeht, wer von zwei neuen Förder-Paketen mit einem Volumen von zusammen 400 Millionen Euro profitieren kann. Die Staatsregierung bitte daher potenzielle Antragsteller um Geduld, antwortet das Ministerium auf BR-Anfrage.
Belastung für Betroffene
Ein Beispiel dafür, dass ein Umbau sehr helfen könnte, ist das Ehepaar Holzmeier aus Hartenstein im Nürnberger Land. Erika Holzmeier hat große Mühe, ihrem Mann in die Dusche zu helfen. Der 67-Jährige leidet an einer Parkinson-Lähmung und hat Pflegegrad 3. Der Weg in Richtung Dusche endet für ihn allerdings an der Toilette, die in dem kleinen Badezimmer nicht genug Platz für den Rollstuhl lässt.
Seine Ehefrau hat Angebote für einen behindertengerechten Umbau des Bades eingeholt, eine Firma hat die Kosten mit 12.000 bis 15.000 Euro veranschlagt. Eigentlich könnte das Rentnerpaar darauf hoffen, dass der Freistaat bis zu 10.000 Euro übernimmt. Das ist die Höchstsumme, mit der Umbauten in Bayern gefördert werden, damit Pflegebedürftige möglichst lange im eigenen Zuhause bleiben können. Die Geduld, aufzubringen, um die das Bau-Ministerium bittet, fällt Erika Holzmeier und ihrem pflegebedürftigen Mann schwer.
Oft schnelle Umbauten nötig
Auch die VdK-Präsidentin Verena Bentele wünscht sich, dass die Bau-Förderung schnell wieder aufgenommen wird: „Wenn jemand nach einem Unfall, nach einer Erkrankung, nach einem Schlaganfall wieder nach Hause komme, braucht er oder sie relativ schnell ein barrierefreies Bad, breitere Türen, stufenlosen Zugang und kann eben nicht warten, bis nach Monaten vielleicht mal eine Förderzusage kommt.“
Immer neue Mitgliederrekorde für VdK
Die Unsicherheit vieler Menschen bei sozialpolitischen Themen ist nach Einschätzung des VdK einer der Gründe dafür, dass der Verband einen ungebrochenen Zustrom an neuen Mitgliedern verzeichnet. Im Schnitt 5.000 Menschen treten jeden Monat bei, bis Jahresende hofft der VdK, die Schwelle von 850.000 zu erreichen. Die Mitgliederzahl des Sozialverbands hat sich in Bayern den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Im Freistaat hat der VdK so viele Mitglieder wie in keinem anderen Bundesland, auf Bundesebene zählt er 2,3 Millionen Mitglieder.