Etwa so groß wie eine kleine Waschmaschine sind die Batteriepacks von MAN. Bis zu sechs Stück sollen in den Elektro-Lkw verbaut werden, dann schaffen diese laut Unternehmensangaben bis zu 800 Kilometer. MAN-Vorstandsvorsitzender Alexander Vlaskamp hat mit Vertretern der Politik die neue Werkshalle in der Nürnberger Vogelweiherstraße offiziell in Betrieb genommen.
Eine Viertelmilliarde Euro für Batterien
Mit 35 Metern ist es die höchste Werkshalle des Unternehmens. Auf 17.000 Quadratmetern können ab sofort bis zu 50.000 Batteriepacks jährlich hergestellt werden – je nach Nachfrage könne die Kapazität auf 100.000 Stück erhöht werden, heißt es. Möglich macht das eine hohe Investitionssumme des Unternehmens in den Traditionsstandort, an dem seit mehr als 100 Jahren Dieselmotoren gefertigt werden. Zu den bereits investierten 100 Millionen sollen in den kommenden Jahren weitere 150 Millionen Euro fließen. Für Vlaskamp der „Beginn einer neuen Ära“, ein „historischer Tag“.
„Diesel im Blut“ – Batterie als Chance
Obwohl die Nürnberger Mitarbeitenden „Diesel im Blut“ hätten, wie sich der Betriebsratsvorsitzende Markus Wansch ausdrückt, freuten sich die Menschen vor Ort über den gesicherten Arbeitsplatz, so Wansch im BR-Gespräch. Rund 400 Stellen sichere die Transformation von Diesel zu Batterie in Nürnberg. Die jetzt in der Batterieproduktion tätigen Mitarbeitenden seien zuvor in den Bereichen Motorenmontage, Gießerei oder Logistik eingesetzt gewesen, so der Nutzfahrzeughersteller. Durch Umschulungen könnten sie jetzt in einem zukunftssicheren Feld arbeiten.
Das N in MAN steht für Nürnberg
Das Kürzel „MAN“ leitet sich ab von „Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg“. Unter diesem Namen war das Unternehmen Anfang des vergangenen Jahrhunderts gegründet worden. Und das N soll auch heute noch für Nürnberg stehen: Im Gespräch für das Batteriewerk war einige Zeit auch Krakau in Polen. Die Fördersumme von Bund und Freistaat von mittlerweile insgesamt 48 Millionen Euro war für MAN der ausschlaggebende Punkt, statt in Polen in Nürnberg zu investieren. Angesichts geopolitischer Herausforderungen – wie der Situation in den USA – weist Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Interview mit BR24 auf die Wichtigkeit der eigenen, europäischen und deutschen Produktion hin.
Knackpunkt: Ladeinfrastruktur
Alexander Vlaskamp sagte beim Start der Produktion, dass die Industrie vorgelegt habe, die Innovation sei da, die Technik sei da. Nun müsse vor allem die Ladeinfrastruktur in Deutschland ausgebaut werden. Zudem wünscht sich Vlaskamp „ein klares Bekenntnis, dass die Mautgebühren auch zurückfließen in den entsprechenden Verkehr, also in die E-Lkw.“
Auf die Frage, was die neue Regierung in Berlin mit der E-Mobilität vorhat, antwortete Söder im BR24-Gespräch: „Ja, die baut die aus!“ Die neue Koalition plant Söder zufolge, die Ladeinfrastruktur zu erweitern sowie durch Steuerfreiheit der E-Fahrzeuge bis 2030 auch Kaufanreize zu schaffen.
Diesel plus Batterie: MAN fährt zweigleisig
MAN rechnet damit, dass bis 2030 etwa die Hälfte der Lkw in Europa emissionsfrei unterwegs sein wird. Damit ist das neue Batteriewerk noch nicht das Aus für den Traditionsdiesel. Laut MAN werde der Diesel noch weit bis in die 2030er Jahre benötigt – und so pumpt das Unternehmen weitere 250 Millionen Euro in die Weiterentwicklung einer neuen Dieselmotorengeneration. Insgesamt erhält der Standort Nürnberg damit eine halbe Milliarde Euro an Investitionen.
Die Batterien „made in Nürnberg“ sollen ab Juni in den neuen E-Lkw von MAN verbaut werden.