500.000 neue Wärmepumpen pro Jahr hatte der frühere Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) einst als Zielmarke verkündet. Davon ist Deutschland bisher weit entfernt. Die Verkaufszahlen werden 2025 nach Prognosen etwas mehr als der Hälfte dieser Zahl erreichen. Trotzdem herrscht in der Branche verhaltener Optimismus.
Kulmbach ist Hochburg der Wärmepumpen-Produktion
So auch beim Hersteller Ait in Kasendorf (Landkreis Kulmbach) mit den Marken Alpha Innotec und Novelan. Weil nur wenige Kilometer entfernt in Kulmbach der Mitbewerber Glen Dimplex ebenfalls Wärmepumpen produziert, gilt die Region als eine Hochburg der Wärmepumpen-Produktion.
Beim Absatz geht die Entwicklung jetzt wieder steil bergauf. In Deutschland sind im ersten Halbjahr 55 Prozent mehr Wärmepumpen verkauft worden als im Vorjahreszeitraum, während der Absatz von Öl- und Gasheizungen regelrecht eingebrochen ist.
Die Wärmepumpe ist jetzt in Deutschland die meistverkaufte Heizungsart, freut sich Ait-Chef Sjacco van de Sande: „Das ist schon eine positive Entwicklung, muss man sagen.“ Vor allem, nachdem Ait 2024 durch ein tiefes Tal gegangen ist. Die Firma hatte eigentlich stark expandiert, musste dann aber wieder Mitarbeitende entlassen, nachdem um die Wärmepumpe erhitzter politischer Streit ausgebrochen war. Jetzt stellt Ait wieder ein.
Künftige Rahmenbedingungen für Heizungen unsicher
Doch es ist noch immer unsicher, wie die Rahmenbedingungen künftig aussehen. Im schwarz-roten Koalitionsvertrag steht: „Wir werden das Heizungsgesetz abschaffen“. Was das genau bedeutet, ist auch knapp acht Monate nach der Wahl unklar. Die Bundesregierung hat beschlossen, Erdgas zu subventionieren, indem die bisherige Umlage für Gasspeicher vom Bund übernommen wird. Die Stromsteuer für Privathaushalte dagegen wird vorerst nicht gesenkt – entgegen früherer Ankündigungen. Unionspolitiker wollen das möglicherweise noch nachholen.
Sie bringen allerdings zur Finanzierung ins Gespräch, gleichzeitig die Zuschüsse für den Einbau von Wärmepumpen zusammenzustreichen. „Um mindestens 50 Prozent, wenn nicht mehr“, hatte etwa CSU-Chef Markus Söder im Sommer gefordert. Bisher übernimmt der Staat mindestens ein Drittel der Kosten, bei finanziell schwachen Haushalten bis zu 70 Prozent.
Verunsicherte Hausbesitzer und Sanierungsstau
Das hat wahrscheinlich zu vorgezogenen Wärmepumpen-Käufen geführt, um die alte Förderung noch mitzunehmen. Die meisten aber reagieren auf diese verwirrende Lage, indem sie abwarten und erst einmal gar nichts tun. In der ersten Jahreshälfte 2025 wurden so wenige neue Heizungen eingebaut wie seit 15 Jahren nicht mehr. Obwohl ein Sanierungsstau besteht, denn laut dem „Gebäudereport“ der Deutschen Energieagentur (Dena) (externer Link) sind knapp ein Fünftel der Heizungen in Deutschland schon über 30 Jahre alt.
Handwerker: Heizungsgesetz abschaffen wäre töricht
Der Obermeister der Heizungs- und Sanitär-Innung des Kreises Kulmbach, Hans Schwender, resümiert: „Die Verunsicherung beim Endverbraucher war schädlich und hat letzten Endes unsere gesamte Wirtschaftsleistung nach unten gedrückt.“ Trotz der vehementen Attacken aus konservativen Parteien gegen das Heizungsgesetz der Ampel glaubt der erfahrene Unternehmer Schwender nicht, dass die Union jetzt, wo sie an der Macht ist, viel daran ändern wird. Denn Modernisierung in den Heizungskellern bleibe notwendig: „Also ich gehe nicht davon aus, dass dies abgeschafft wird. Das wäre dumm und töricht.“
Wärmepumpen-Freunde auch in der CSU
Zumindest in der Wärmepumpen-Hochburg rund um Kulmbach investieren auch CSU-Politiker weiter in diese Technik. Zum Beispiel im Rathaus von Trebgast. Es wird seit neuestem ebenfalls per Wärmepumpe beheizt. „Wir wollten vorangehen. Als Kommune sollte man natürlich auch ein bisschen Vorbild sein“, sagt der Bürgermeister von Trebgast, Herwig Neumann (CSU). Das Rathaus soll Eigentümern von Mehrfamilienhäusern in der Region zeigen, dass auch in einem großen Altbau das Heizen mit Wärmepumpe funktioniert.
Zu den vehementen Attacken seiner Parteifreunde gegen das Heizungsgesetz der Ampel sagt Neumann: „Ich habe das immer ein wenig entspannt gesehen.“ Günther Hübner sieht es ähnlich, er ist CSU-Bürgermeister der Nachbargemeinde Harsdorf, die in einer Verwaltungsgemeinschaft ebenfalls das Trebgaster Rathaus nutzt. Zuschüsse für den Einbau von Wärmepumpen müssen bestehen bleiben, findet er. Eine Absenkung sei denkbar, aber sie zu halbieren, wie von Söder gefordert, sei übertrieben.