Allerdings ist das französische Arsenal mit wenigen hundert Sprengköpfen deutlich kleiner als das der USA mit rund 5.000. Frankreich fehlt im Vergleich auch die Bandbreite an unterschiedlich starken nuklearen Sprengköpfen, die es den USA erlauben, je nach Szenario zu reagieren – was die Abschreckung der USA insgesamt effektiver und glaubwürdiger macht.
Abschreckung bedeutet nicht automatisch glaubwürdige Abschreckung
Denn für Experte Fabian Hoffmann ist eine Sache entscheidend: Der Besitz von Nuklearwaffen alleine bedeute noch keine glaubwürdige Abschreckung. Dass Atomwaffen extrem gefährlich sind, das wüssten alle. „Das eigentliche Problem bei der nuklearen Abschreckung ist es, dem Gegner zu vermitteln, dass man tatsächlich bereit ist, diese Gefechtsköpfe auch einzusetzen“, sagt Hoffmann.
Es stelle sich die Frage: Würde Frankreich wirklich andere Länder mit Nuklearwaffen verteidigen, in dem Bewusstsein, dass darauf mit hoher Wahrscheinlichkeit ein nuklearer Gegenschlag auf Paris folgt? Für Deutschland sei das eher noch denkbar, da eine existenzielle Bedrohung für Deutschland wahrscheinlich auch eine existenzielle Bedrohung für Frankreich bedeute. Östliche EU-Länder und die Nato-Außengrenze im Baltikum könnten dagegen kaum glaubwürdig durch französische Atomraketen geschützt werden.
Auch stelle sich die Frage, welche Folgen ein möglicher Regierungswechsel in Frankreich für das nukleare Schutzversprechen hätte. Macrons Herausforderin Marine Le Pen hat bereits angekündigt, Frankreichs Atomwaffen nicht teilen zu wollen.
Atomwaffen-Programm für Europa?
Wäre ein gemeinsames europäisches Atomwaffen-Programm die Lösung? Sicherheitsexperte Nico Lange ist da skeptisch. Die Verantwortung, Zuständigkeit und der Entscheidungsablauf im Krisenfall seien kaum sinnvoll zu koordinieren. „Die Idee einer europäischen Atombombe führt ähnlich in die Irre wie die Idee einer europäischen Armee“, sagt Lange. Beides klinge zwar gut, aber sei nicht umsetzbar und am Ende nicht wünschenswert: Militärische Einsätze seien nationale Fragen, über die national entschieden werden müsse.
Lange und Hoffmann weisen darauf hin, dass eine Nuklearmacht wie Russland auch ohne eigene Atomwaffen abgeschreckt werden kann. Deswegen sei es vor allem wichtig, dass die EU-Staaten schnell und effektiv konventionell aufrüsten.