Wie wir hier bereits erklärt haben, sind solche Planspiele nicht ungewöhnlich. Sie beziehen sich auf tatsächlich existierende Viren, von denen eine reale Gefahr ausgeht, und sollen dazu dienen, Politiker, Gesundheits- und Sicherheitsexperten für die Gefahr zu sensibilisieren und besser auf einen möglichen Ausbruch vorzubereiten.
Das Mpox-Planspiel organisierte die Münchner Sicherheitskonferenz in Zusammenarbeit mit der Nuclear Threat Initiative (NTI), einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in Washington. Die NTI veröffentlichte im Mai 2022 ein Statement (externer Link), um den kursierenden Falsch-Behauptungen etwas entgegenzusetzen: Man habe in dem fiktiven Szenario des Planspiels Mpox ausgewählt, weil man sich auf einen Erreger fokussieren wollte, „der andere Eigenschaften hat als SARS-CoV-2“. Der Vorteil davon: Die Teilnehmenden müssten sich über andere Herausforderungen Gedanken machen als jene, mit denen sie schon während der Corona-Pandemie konfrontiert waren.
Ein Impfstoffhersteller profitiert von Mpox-Ausbruch
Und noch etwas ist in den Augen vieler Social Media User ein Indiz dafür, dass der derzeitige Mpox-Ausbruch geplant sein muss: Dass einige Impfstoffhersteller in diesem Jahr hohe Gewinne einfahren.
Im Netz verbreitet sich etwa ein Screenshot vom Kurs der Bavarian Nordic-Aktie. Die bayerisch-dänische Firma hat den Impfstoff Imvanex entwickelt. Er wurde 2013 in Deutschland gegen Pocken zugelassen und erhielt 2022 zusätzlich die Zulassung gegen Mpox. Das Serum wird unter den je nach Land unterschiedlichen Namen Jynneos, Imvamune oder eben Imvanex vertrieben. Bis heute ist es der einzige Impfstoff, der in der EU spezifisch gegen Mpox zugelassen ist. An dem Tag, als die WHO wegen Mpox eine medizinische Notlage ausrief, schnellte der Bavarian Nordic-Kurs um mehr als 40 Prozent nach oben.
Das, so der BR-Wirtschaftsexperte Karsten Böhne, sei in so einer Situation aber nicht ungewöhnlich. Immerhin ist der Bavarian Nordic-Impfstoff gerade heiß begehrt: Die EU hat bei Bavarian Nordic Mitte August eine große Bestellung aufgegeben (externer Link), über 170.000 Impfdosen sollen nach Afrika gespendet werden. Und von der US-Regierung bekommt die Firma über 150 Millionen Dollar (externer Link), um seine Impfstoffproduktion auszuweiten. Kein Wunder also, dass sich auch viele Anleger nun für die Aktie interessieren.
Biontech kündigt Gewinne im Herbst an – wegen Corona-Impfstoffen
Auch die Entwicklungen bei einem anderen Impfstoffhersteller werden in sozialen Netzwerken im Zusammenhang mit einer angeblichen Mpox-„Plandemie“ diskutiert: Biontech hatte noch im ersten Quartal 2024 Verluste gemeldet (externer Link) – zugleich aber in der Quartalsmeldung auch schon angekündigt, dass man damit rechne, 90 Prozent des diesjährigen Umsatzes erst im Herbst und Winter einzufahren. Manche User schlussfolgern daraus, dass Biontech schon Anfang des Jahres gewusst habe, dass ein größerer Mpox-Ausbruch bevorsteht.
Die Erklärung ist viel einfacher. Sie findet sich in derselben Quartalsmeldung (externer Link). Darin teilt das Mainzer Unternehmen mit: Der Grund für die erwarteten Gewinne sei unter anderem „die saisonale Varianz in der Verbreitung von SARS-CoV-2, (…) die voraussichtlich zu Nachfragespitzen im Herbst und Winter führen wird“. Weil sich Covid-19 im Herbst und Winter leichter verbreitet, werden sich dann auch wieder mehr Menschen gegen die Krankheit impfen lassen – und die Firma macht mehr Gewinn.
Fazit
Wie schon beim letzten größeren Mpox-Ausbruch 2022 verbreitet sich auch jetzt wieder die Behauptung, die Ausrufung der Notlage von internationaler Reichweite durch die WHO belege, dass eine Mpox-Pandemie geplant sei. Dafür werden vermeintliche „Belege“ angeführt, die sich bei genauerem Hinsehen leicht erklären lassen: Etwa, dass der erste deutsche Covid-19- und der erste deutsche Mpox-Patient in derselben Münchner Klinik behandelt wurden, im Jahr 2019 und 2022 respektive. Dass es dasselbe Klinikum war, liegt daran, dass beide Patienten im Raum München erkrankten und es in Bayern nur eine Klinik gibt, die auf hochansteckende Fälle spezialisiert ist.
Auch dass es bereits 2021 ein Mpox-Planspiel gab, ist nicht weiter merkwürdig: Solche fiktiven Szenarien werden regelmäßig anhand von real existierenden Viren durchgespielt, von denen eine Gefahr ausgeht.
Und auch, dass die Bavarian Nordic-Aktie kurz nach der WHO-Ankündigung in die Höhe schnellte, ist leicht zu erklären: Da die Firma den einzigen Impfstoff produziert, der in der EU und USA speziell für Mpox zugelassen ist, wurde er mit der WHO-Entscheidung für Anleger interessant.