Der Vollmond im Juni wird traditionell als „Erdbeermond“ bezeichnet. In diesem Jahr zeigt er sich von einer besonders spektakulären Seite. Am Mittwochvormittag erreichte der Mond seine volle Phase. In der Nacht erscheint er ungewöhnlich tief und rötlich über dem Himmel, so die NASA [externer Link]. Der Erdbeermond zeigt sich zwar jedes Jahr im Juni, aber so tiefstehend und farbintensiv wie in diesem Jahr ist er nur in besonderen Zyklen wie dem „Major Lunar Standstill“ (Großer Mondstillstand) zu beobachten – zuletzt 2006.
Warum steht der Mond im Juni so tief?
Der Vollmond zieht im Juni eine extrem flache Bahn über den Horizont und wirkt dadurch besonders beeindruckend. Im Durchschnitt ist der Mond etwa 384.000 Kilometer von der Erde entfernt. Die Entfernung ändert sich allerdings, da der Mond keine kreisrunde Bahn um den Planeten durchläuft. Die Entfernung schwankt zwischen rund 360.000 und 405.000 Kilometern, sagt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR): „Warum die Bahn nicht perfekt kreisförmig ist, hat viele Gründe“, heißt es auf der DLR-Homepage [externer Link]. Dabei spielen die Anziehungskraft der Sonne, die Kräfte zwischen Mond und Erde, aber auch die unterschiedliche Masseverteilung im Erdinneren eine Rolle.
Dass der Vollmond besonders tief steht, tritt vor allem im Juni auf, wenn sich der Mond besonders flach über den Himmel bewegt. Das liegt an zwei astronomischen Faktoren:
- Der Vollmond steht der Sonne immer genau gegenüber. Im Juni, rund um die Sommersonnenwende, erreicht die Sonne ihren höchsten Stand am Himmel. Gleichzeitig wirkt der Vollmond besonders tief – denn je höher die Sonne steht, desto tiefer erscheint ihr nächtliches Gegenstück. Deshalb scheint der Vollmond im Juni nie weiter als eine Handbreit vom Horizont entfernt zu sein.
- Der „Major Lunar Standstill“: Dabei erreicht der Mond extreme Deklinationen, also besonders hohe oder niedrige Stellungen am Himmel. Das passiert, weil sich die Mondbahn gegenüber der Erdbahn im Lauf von knapp 19 Jahren verändert. In dieser Phase zieht der Vollmond im Juni eine besonders flache Bahn über den Horizont, er scheint kaum mehr als eine Handbreit über dem Boden zu stehen.
Insgesamt wirkt der Mond dadurch besonders nah und groß – ein Eindruck, der allerdings eine optische Täuschung ist.
Die Größe des Mondes – eine optische Täuschung
Wenn der Mond tief über dem Horizont steht, erscheint er vielen Menschen größer als sonst. Dieses Phänomen ist als Mondillusion bekannt und psychologisch gut erforscht. Der Grund: Am Horizont gibt es Vergleichsobjekte wie Bäume oder Gebäude, an denen das Auge die Größe des Mondes misst. Der Mond wirkt dadurch riesig, obwohl sich seine tatsächliche Entfernung nicht wesentlich verändert.
Warum erscheint der Mond rötlich?
Wer den Himmel bei klarem Wetter beobachtet, sieht den Vollmond am Mittwochabend möglicherweise in einem blassroten oder orangefarbenen Ton. Das hat nichts mit dem Namen „Erdbeermond“ zu tun, sondern mit der Erdatmosphäre: Je tiefer der Mond steht, desto mehr Luftschichten muss sein Licht durchdringen. Dabei wird kurzwelliges, blaues Licht stärker gestreut, während das langwelligere, rötliche Licht übrig bleibt – ähnlich wie beim Sonnenuntergang.
Warum heißt der Vollmond im Juni Erdbeermond?
Die spezielle Bezeichnung für den Vollmond im Juni hat nichts mit der Farbe und auch nichts mit moderner Astronomie zu tun. Sie liegt vielmehr in den alten Traditionen indigener Völker Nordamerikas begründet. Die Algonquin gaben jedem Vollmond im Jahreskreis einen bestimmten Namen – wie „Erdbeermond“ im Juni. Diese Namen halfen, Aktivitäten wie zum Beispiel die Erdbeerernte zeitlich einzuordnen.