In Europa war es im Jahr 2024 im Westen zu nass und im Osten zu trocken – im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt. In einer großen Region in der Mitte, darunter auch Deutschland, war es zu heiß. Das geht aus dem Zustandsbericht des Klimas in Europa 2024 hervor, einem Report vom Klimawandeldienst des EU-Programms Copernicus und der Weltwetterorganisation (WMO).
Der Bericht „European State of the Climate 2024“ enthält rund hundert wissenschaftliche Beiträge zum Klima in Europa und zu klimabedingten Folgen während des vergangenen Jahres.
Klima war durch Ost-West-Gefälle gekennzeichnet
Innerhalb von Europa gab es demnach einen ausgeprägten Ost-West-Kontrast: mit „trockenen, sonnigen und extrem warmen Bedingungen im Osten“, während Westeuropa eines der zehn feuchtesten Jahre seit 1950 erlebte. Die Flüsse führten dort mehr Wasser als im langjährigen Durchschnitt. In Osteuropa wegen extremer Trockenheit dagegen deutlich weniger.
Weltweit und europaweit gab es 2024 die höchste Durchschnittstemperatur seit Beginn der Aufzeichnungen. Laut WMO lag sie weltweit 1,55 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850 bis 1900). In Europa waren es plus 2,92 Grad. Rekordhitze gab es in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Auch hierzulande war 2024 laut dem Deutschen Wetterdienst das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen.
Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt
Europa sei der sich am schnellsten erwärmende Kontinent, erklärte Copernicus. Bezogen auf den ganzen Kontinent waren demnach 45 Prozent der Tage „viel wärmer“ als im Durchschnitt. Und Hitzestress-Tage und Tropennächte nahmen zu: In Südosteuropa gab es eine Rekordzahl von 23 tropischen Nächten. Dabei sinkt die Temperatur nachts nicht unter 20 Grad. Für einen Tag mit starkem Hitzestress muss die gefühlte Temperatur mindestens 32 Grad Celsius betragen, bei extremem Hitzestress mindestens 38 Grad. Regionen im Norden und Nordwesten Europas erlebten 2024 weniger Tage mit starkem Hitzestress als im Durchschnitt.
Auch die Meeresoberflächentemperaturen lagen im europäischen Bereich um 0,7 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Die Gletscher in Skandinavien und Spitzbergen verzeichneten den größten Massenverlust seit Beginn der Aufzeichnungen.
Copernicus nennt mehrere Gründe: Der hohe Anteil an den Landflächen der Arktis erwärmt sich schneller als alle anderen Regionen der Erde. Die Veränderung in der Atmosphärenzirkulation begünstige sommerliche Hitzewellen. Und es wurden weniger Aerosole ausgestoßen, Teilchen in der Luft, die Sonnenlicht reflektieren und so Hitze vorbeugen können.
Hunderttausende Menschen litten unter Extremwetterereignissen
Aber: 2024 war nicht nur das bislang heißeste Jahr in Europa, es wurde auch geprägt durch heftige Stürme und schwere Überschwemmungen. Von den Extremwetterlagen betroffen waren demnach schätzungsweise 413.000 Menschen, mindestens 335 Menschen wurden getötet, hieß es. Außerdem seien Schäden in Höhe von mindestens 18 Milliarden Euro entstanden.
Besonders stark von Hochwasser betroffen war laut dem Bericht die spanische Region Valencia. Weitere schwere Überschwemmungen gab es in Teilen Deutschlands, Polens, Österreichs, Ungarns, Tschechiens, der Slowakei, Rumäniens und Italiens. Laut dem Weltklimarat wird für Europa mit der stärkste Anstieg des Überschwemmungsrisikos vorhergesagt.
Lehren aus dem Bericht
Die Generaldirektorin des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen, Florence Rabier, hält es für wichtig, die Widerstandsfähigkeit zu verbessern.
Positiv ist laut dem Bericht, dass der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung mit 45 Prozent ein Rekordhoch erreichte – zwei Prozentpunkte mehr als 2023. In 20 der 27 EU-Staaten wurde so mehr Strom erzeugt als aus fossilen Brennstoffen. In mittlerweile 51 Prozent der europäischen Städte wurden Pläne zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels eingeführt und teils auch schon umgesetzt.
Mit Informationen von dpa, AFP und epd