Uwe Nortmann ist auf dem Weg nach Rumänien. Bereits 600 Kilometer hat er mit seinem Elektroflugzeug zurückgelegt. Seinen zweiten Ladestopp macht er an einem kleinen Flugplatz bei Wien. Ladestationen für Elektroflugzeuge gibt es an fast keinem Flugplatz. Uwe Nortmann reicht aber eine ganz normale Starkstromsteckdose – wie man sie in jeder Werkstatt findet. Zwei Stunden wird er laden, das reicht, um auf 80 Prozent zu kommen. „Genug bis Ungarn“, erklärt Uwe. „Dort übernachte ich und lade. Bis morgen früh ist der Akku dann wieder voll!“
Mit dem Elektroflugzeug auf Reisen
So sieht der Alltag aus, wenn Uwe mit seinem Elektroflieger unterwegs ist: Alle 300 Kilometer ein Ladestopp – so schafft er insgesamt 600 Kilometer am Tag. Der Flug nach Rumänien geht über 2.000 Kilometer, für Uwe ist das längst Routine. Allerdings: Nur zwei Personen haben im „Elektra Trainer“ – so heißt das Flugzeug – Platz. Mehr ist technisch derzeit noch nicht möglich.
Je größer, desto komplizierter
An größeren umweltfreundlichen Flugzeugen forscht der Thinktank „Bauhaus Luftfahrt“ in Taufkirchen bei München. Es gibt bereits einige Konzepte und sogar Prototypen von umwelt Flugzeugen mit mehr als zwei Passagieren, doch viele technische Herausforderungen sind noch ungelöst. Deshalb setzen die Forscher momentan große Hoffnungen auf synthetische Kraftstoffe – also Kerosin, das aus grünem Wasserstoff und CO₂ hergestellt wird. Zunächst soll dieses E-Fuel dem herkömmlichen Kerosin beigemischt werden – ähnlich wie beim E10 an der Autotankstelle. Allerdings vertragen die Triebwerke heutiger Flugzeuge bisher nur einen kleinen Anteil E-Fuel. Mit der Zeit sollen sie jedoch entsprechend angepasst werden. „Eine Übergangslösung“, erklärt Jochen Kaiser: „Wir brauchen erst einmal die Infrastruktur, um große Mengen Wasserstoff und E-Fuel herstellen zu können!“
Strom und Wasserstoff sind die Zukunft
Das Ziel sei es, so Jochen Kaiser, kurze Strecken – etwa innerhalb Europas – mit Akkus zu fliegen. Für längere Distanzen sei es am effizientesten, Flugzeuge mit reinem Wasserstoff zu betreiben, hat der Forscher berechnet. Der Wasserstoff könnte entweder in einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt oder direkt in Turbinen emissionsfrei verbrannt werden. Aber das werde noch dauern, so Kaiser: „Nicht wie beim Auto, wo wir alle zwei, drei Jahre neue Modelle sehen – in der Luftfahrt spricht man von 15 bis 20 Jahren.“
Zwei Personen, 300 Kilometer
Calin Gologan hat mit seiner Firma Elektro Solar das zweisitzige Flugzeug gebaut, mit dem Uwe Nortmann nach Rumänien geflogen ist. Es ist aktuell das leistungsfähigste auf dem Markt. Dabei soll es aber nicht bleiben, sagt Gologan: „Unser nächster Schritt ist ein Viersitzer – und danach denken wir weiter: etwa an einen Zehnsitzer. Aber das ist immer noch ein langer Weg. Ich sage: Wenn alles gut läuft, können wir in zehn Jahren so ein Flugzeug bauen und zulassen.“
Es dauert noch etwas
Der Zehnsitzer in zehn Jahren – größere Modelle in frühestens 20 Jahren. Wer also mit kleinem CO₂-Fußabdruck in den Urlaub fahren will, sollte in den nächsten Jahren lieber den Zug nehmen.