Potenzial bei Futter und Düngung
Potenzial sieht Sauer etwa bei der Futterzusammensetzung. Es müsse anderes Futter geben, dabei könnten Körnerleguminosen wie etwa Klee eine Rolle spielen. Pflanzen also, die Stickstoff und Kohlenstoff binden. Andere Fütterungszyklen seien denkbar, es müsse weniger, dafür öfter gefüttert werden.
Auch bei der Düngung, der Bearbeitung von Moorböden und beim Agroforsten könnten andere staatliche Anreize mehr Nachhaltigkeit bieten. Das seien alles Maßnahmen, „die so noch nicht ausgeschöpft wurden“, so Sauer. Es sei noch sehr viel Luft nach oben im Hinblick auf Emissionsvermeidung in der Landwirtschaft.
Ökonomischer Druck auf die Landwirte sinkt
Gerhard Dorfner vom Institut für Agrarökonomie der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) sieht das ähnlich. Er glaube, der ökonomische Druck, CO2 in der Landwirtschaft einzusparen, „sinkt natürlich“.
Dorfner vermisst besonders bei der CO2-Reduktion einheitliche europäische Regelungen. Es gebe leider viele Sektoren, in denen es überhaupt nicht einheitlich sei, etwa bei der Mobilität. Beim Thema Steuerung von Treibstoffen und Besteuerung von fossilen Energieträgern sei das so – das zeige die Diskussion um den Agrardiesel, der nach den Plänen der neuen Regierung wieder deutlich günstiger werden soll. Dorfner hofft, „dass wir da auf einen einheitlichen Pfad kommen.“
Bauernverband begrüßt Entscheidung zum Emissionshandel
Beim Bayerischen Bauernverband begrüßt man die Entscheidung, die Landwirtschaft nicht in den ETS 2 einzubeziehen als „richtig und wichtig“. In einem Schreiben an den BR wird das begründet mit hoher Kostenbelastung für die Betriebe und einem nur begrenzten Einfluss auf die Höhe der Emissionen. Außerdem fürchte man Wettbewerbsungleichheit sowie „soziale und strukturelle Ungleichheit“. Man setze von Seiten des Bauernverbandes auf „die Förderung freiwilliger Maßnahmen im Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz“.
Kritik von der Deutschen Umwelthilfe
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), kritisierte im Bayerischen Rundfunk: Dass die Landwirtschaft nicht in den Emissionshandel einbezogen werde, sei ein „Rückschritt für den Klimaschutz und eine weitere Subvention für die Landwirtschaft“. Offenbar, so Müller-Kraenner, hätten die Bauern-Proteste vor anderthalb Jahren „Eindruck gemacht und da auch Angst und Schrecken eingeflößt“. Es sei bedauerlich, dass eine Branche, die besonders laut protestiert, deutlicher gehört werde als genauso wichtige Branchen, die vielleicht einfach leiser protestieren und „nicht mit Traktoren vor das Brandenburger Tor fahren“.
Auch Agrarökonom Johannes Sauer (TUM) bedauert, dass man den protestwilligen Landwirten das Zeichen gebe, ihr Protest habe Erfolg. „Das war auch wieder die falsche Reaktion der Politik.“ Denn der Umbau der Landwirtschaft müsse weitergehen. Landwirte seien künftig Umweltmanager, ihre Aufgabe sei „Sicherstellung von Nachhaltigkeit, von Umweltressourcen“.