Bio-Produkte boomen: Der Umsatz hat sich in zehn Jahren fast verdoppelt auf jetzt knapp 17 Milliarden Euro. Bei Obst und Gemüse verspricht das Bio-Label unter anderem: keine Pestizide. Das bestätigen auch Untersuchungen des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).
90 Prozent aller Proben ohne Pestizidrückstände
Bei Obst und Gemüse würden bei Bio-Produkten seit Jahren keinerlei unerlaubte Pestizid-Rückstände gefunden, geht aus einer Statistik des Landesamtes hervor. „Die allermeisten Biobauern machen ihren Job aus Überzeugung“, sagte Magnus Jezussek, Pestizid-Experte beim LGL. Neben dem Waschen und Schälen von Obst und Gemüse sowie Abwechslung bei der Wahl der Produkte biete der Griff zu Bioware zusätzliche Sicherheit.
In den Jahren 2019 bis 2024 seien bei Bio-Lebensmitteln jeweils mindestens 90 Prozent aller Proben ohne jegliche Pestizid-Rückstände gewesen. In acht bis zehn Prozent der Proben hätten sich Rückstände befunden, die unterhalb der erlaubten Grenzwerte gelegen hätten. Zum Vergleich: In konventionell erzeugtem Obst- und Gemüse hatten sich im selben Zeitraum in mehr als 70 Prozent der Proben Pestizid-Rückstände befunden, in zwei bis drei Prozent der Fälle oberhalb der erlaubten Höchstwerte.
LGL: Viele Pestizide unbedenklich
Jezussek betonte, dass auch das konventionell erzeugte Obst- und Gemüse für den Verbraucher sicher sei, sofern von Anbauern und Händlern keine Regelverstöße begangen werden. Die meisten verwendeten Pestizide seien aus wissenschaftlicher Sicht für den menschlichen Körper problemlos. Das gelte etwa auch für Fungizide – also Mittel zur Bekämpfung von Pilzbefall – beim Hopfen- und Weinanbau. In den beim Verbraucher ankommenden Getränken seien die nachweisbaren Rückstände verschwindend gering.
Der Kontrolldruck durch die Lebensmittelüberwachung sowie die Selbstkontrolle von Erzeugern und Händlern sei in Deutschland im EU-Vergleich besonders hoch, sagte Jezussek.
Verbraucherzentrale warnt vor Mehrfachrückständen
Das bestätigt auch die Verbraucherzentrale Bayern auf Nachfrage, betont aber auch, dass oft mehrere Pestizide gleichzeitig oder nacheinander verwendet würden. „Wie die einzelnen Mittel zusammenwirken, wird bei der Zulassung von Wirkstoffen nicht berücksichtigt. Im Zulassungsverfahren werden die Mittel nur einzeln bewertet. Die Wirkungen von Mehrfachrückständen auf den Menschen sind also noch nicht ausreichend erforscht“, so Anke Wöbking, Fachberaterin Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bayern. Besonders davon betroffen seien Tafeltrauben, Erdbeeren, Birnen, Rucola, Paprika/Chilis und Knollensellerie.
Letztlich macht die Dosis das Gift, sagt das Verbrauchermagazin Öko-Test. „Es gibt auch zugelassene Pestizide, die wir als besonders bedenklich einstufen, weil ihre möglichen Gesundheitsrisiken unklar sind (z.B. Glyphosat) und/oder weil sie die Umwelt und Artenvielfalt erheblich belasten. Diese Pestizide werten wir in unseren Tests ab, auch wenn sich die Rückstände nur im Spurenbereich bewegen“, so Pressereferentin Karen Richterich.
Tipps, um eine zu hohe Pestizidbelastung zu vermeiden
Die Verbraucherzentrale Bayern empfiehlt unter anderem: saisonal und regional erzeugte Produkte bevorzugt kaufen, Obst und Gemüse gründlich unter fließendem Wasser reinigen und auch die Hände waschen, vor allem nach dem Schälen von Zitrusfrüchten, Bananen und Mangos. So kann die Übertragung von Rückständen von der Schale auf das Fruchtfleisch verhindert werden.