Seit Juni 2024 empfiehlt die Ständige Impfkomission STIKO eine Impfung gegen RSV für Neugeborene und Kleinkinder. Die ersten Zahlen zeigen jetzt eine erfreuliche Entwicklung.
Inzidenz von RSV-Infektionen um die Hälfte gesunken
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Immunisierung für alle Säuglinge vor Beginn der ersten Herbst- und Wintersaison oder direkt nach der Geburt. Inzwischen liegen die ersten Zahlen vor: So sank die Zahl der erfassten RSV-Infektionen bei Kindern unter einem Jahr laut RKI in den letzten Herbst- und Wintermonaten von fast 2.300 auf etwas über tausend Fälle pro 100.000 Säuglingen im Vergleich zum Vorjahr. Das ist ein Rückgang um 54Prozent.
Meist Husten und Fieber
Kinder sind vom RS-Virus, dem Respiratorischen Synzytial-Virus, stark betroffen: Fast alle Kleinkinder haben bis zu ihrem zweiten Geburtstag eine RSV-Infektion durchgemacht.
Meist löst das RSV Symptome wie Husten oder Fieber aus, bei schweren Fällen kommen Atemnot oder sogar eine Lungenentzündung hinzu. Im vergangenen Jahrzehnt wurden jedes Jahr im Schnitt 15.300 Säuglinge stationär und teils intensivmedizinisch wegen RSV behandelt.
Im Kinderspital herrscht im Winter Hochbetrieb
Eine starke Abnahme von eingelieferten Säuglingen mit einer RSV-Infektion haben auch die Ärztinnen und Ärzte im Haunerschen Kinderspital der LMU in München erlebt: „Wir sind sehr froh, dass diese Impfung gekommen ist. Im Winter ist die Klinik voll mit Kindern von ein oder zwei Jahren, die so einen Infekt haben, die dann zum Teil Sauerstoff brauchen und bis zu zwei Wochen stationär sein können“, erklärt der leitende Oberarzt Professor Johannes Hübner. „Wir haben deutlich weniger Infektionen im Winter im Vergleich zu den Vorjahren gesehen.“
Gut verträgliche Immunisierung durch Antikörper
Geimpft werden die Kleinkinder mit sogenannten Passivimpfungen, die keine Viren oder virenähnliche Bestandteile enthalten, sondern bereits fertig entwickelte Antikörper. Da das Immunsystem der Säuglinge in den ersten Wochen und Monaten noch keine Zeit hat, sich aufzubauen, gibt es in dieser Zeit die schwersten Infektionen. Zwar sind nach spätestens einem halben Jahr die Antikörper aus der Passivimpfung verschwunden – dafür sind die Kinder aber sofort geschützt.
Laut dem Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit ist die RSV-Prophylaxe gut verträglich. Gelegentlich können Nebenwirkungen wie Schwellungen und Schmerzen an der Einstichstelle, Fieber oder ein Hautausschlag auftreten. Allerdings klingen solche Impfreaktionen in der Regel nach kurzer Zeit wieder ab.
Doppelter Schutz durch Impfung
Die Impfung bietet nicht nur einen Schutz vor schweren Verläufen einer RSV-Infektion. Johannes Hübner hofft auch, dass die Impfung einen langfristigen Effekt auf die Gesundheit haben wird: „Wir wissen, dass RSV assoziiert ist mit Asthma im späteren Leben“, so der leitende Oberarzt. Kinder, die schwere RSV-Infektionen im Säuglingsalter haben, hätten eine höhere Wahrscheinlichkeit, an Asthma zu erkranken.
Geimpft werden sollten den Empfehlungen nach alle Säuglinge im ersten Lebensjahr und im zweiten auch Kleinkinder mit erhöhten Risiko, wie etwa ehemalige Frühgeburten oder Kinder mit Herz- oder Lungenerkrankungen. Mit Beginn der kalten Jahreszeit haben auch die RSZ-Viren Hochsaison; eine versäumte RSV-Impfung könnte noch schnell nachgeholt werden.