Auch zu Beginn des neuen Schuljahres gilt: Der Lehrermangel bleibt weiterhin die größte Herausforderung an den Schulen in Bayern. Deshalb kritisiert Markus Weinberger von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern die neue „Lehrerbedarfsprognose 2025“ – denn die Bedarfszahlen fallen geringer aus als bisher.
GEW: Freistaat setzt falsche Prioritäten
Die Berechnung orientiere sich nicht an den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler, sondern an der Haushaltslage, lautet Weinbergers Vorwurf: „Der Landtag hat beschlossen: 2026 keine neuen Stellen. Das Kultusministerium sagt, wir können die Lehrkräfte nicht einstellen. Und jetzt wird der Bedarf nicht mehr am pädagogischen Notwendigen orientiert, sondern am Geldbeutel.“
Die Statistik des Kultusministeriums ist wichtig für die Personalplanung und zeigt Einstellungschancen für angehende Lehrerinnen und Lehrer. Ein Einstellungsmoratorium verringert den künftigen Bedarf, weil keine zusätzlichen Stellen geschaffen werden dürfen. Mit Ausnahme der Grundschule rechnen die Statistiker aber weiterhin mit Engpässen.
Entspannung an den Grundschulen erwartet
Der entscheidende Faktor für diese Prognose ist der Zensus 2022. Aufgrund sinkender Schülerzahlen rechnet das Kultusministerium bereits ab dem nächsten Jahr damit, dass Grundschulen keine zusätzlichen Neueinstellungen mehr benötigen. Studierende auf Grundschullehramt sollen für einen Wechsel zur Mittelschule gewonnen werden, statt auf der Warteliste zu landen.
Damit stellt sich die Situation für die Mittelschule zwar schwierig dar, aber erheblich besser als bislang vorausgesagt. Obwohl das geplante Stellenmoratorium 300 Vollzeitkapazitäten im nächsten Jahr kostet, verringern laut Prognose die Effekte von Sondermaßnahmen die Lücke: dank mehr Vollzeit statt Teilzeitstellen, befristeten Verträgen oder Quereinsteigern. Gleichzeitig gehen die Statistiker davon aus, dass Mittelschullehrer seltener in Elternzeit gehen. Rein rechnerisch könnten die Mittelschulen den Lehrkräftemangel bereits 2029 überwinden.
Verschleiern schöne Zahlen die tatsächliche Not?
Gewerkschaftsmann Weinberger hält diese Hochrechnungen für irreführend. „Da sagt sich doch jeder Kollege in der Mittelschule, das ist doch nicht die Realität. Die Realität sieht so aus, dass jeden Tag Vertretung anfällt, jeden Tag eine Doppelführung. Jeden Tag werden Klassen aufgeteilt, weil wir keine Lehrkräfte haben.“