Im bayerischen Verkehrsministerium ist der Enthusiasmus für Wasserstoff-Züge inzwischen gebremst: Zwar könnten sie eine Alternative sein, so Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU): „Allerdings sind diese sehr teuer und der Betrieb deutschlandweit von Pannen geprägt.“
Trotzdem bekommt die Technik in Bayern jetzt nochmal eine Chance: Bei der Südostbayernbahn zwischen Mühldorf und Burghausen sollen ab Ende 2026 drei Wasserstoff-Züge verkehren. Sie werden von Siemens Mobility gebaut, einer bayerischen Firma mit Sitz in München-Allach. Die Fertigung findet allerdings nach Unternehmensangaben im nordrhein-westfälischen Krefeld statt. Insgesamt sind bisher ein Dutzend der Siemens-Wasserstoff-Züge fertig oder in der Pipeline.
Viel Ärger mit Wasserstoff-Zügen von Alstom
Wasserstoff-Triebwagen des französischen Konkurrenten Alstom fahren bereits seit Jahren in Niedersachsen und Hessen. Dort berichten die Bahnunternehmen von großen Schwierigkeiten mit der Verfügbarkeit der Züge. Der Rhein-Main-Verkehrsbund (RMV) äußerte auf tagesschau.de, man sei „extrem erbost und mittlerweile sehr enttäuscht“ über Alstom. Siemens dagegen berichtet über eine „hohe Verfügbarkeit“ seiner Züge bei der Heidekrautbahn in der Region Berlin, wo acht Wasserstoff-Triebwagen im Einsatz sind.
Leistungsfähige Akkus übertrumpfen Wasserstoff
Doch es geht nicht nur um die Fahrzeuge selbst. Im Wettlauf zwischen Wasserstoffantrieb und batterieelektrischen Fahrzeugen hat die Lösung mit Strom generell die Nase vorn. Die Ladestationen für Batteriezüge sind günstiger, auch die Energiekosten liegen bei Strom viel niedriger als bei Wasserstoff. Entscheidend ist der Fortschritt bei den Akkus, mit denen Triebwagen mittlerweile auch mehr als 100 Kilometer lange Strecken ohne Oberleitung überbrücken können.
Gutachten empfehlen Elektrozüge
Baden-Württemberg hat schon 2022 verkündet, beim Ersatz der Dieselzüge nicht mehr auf Wasserstoffantrieb zu setzen. Drei Jahre später ergab auch eine Studie im Auftrag des bayerischen Verkehrsministeriums (externer Link), dass Elektrozüge mit Akkus günstiger zu betreiben sind als Wasserstoff-Züge. Daraufhin hat die Staatsregierung mehrere Wasserstoffprojekte gestoppt. Unter anderem die Neigetechnikzüge in Schwaben und Nordostbayern sollen künftig mit Akku fahren, genauso die Regionalbahnen im Bayerischen Wald.
Das Beste wäre eine Oberleitung
Langfristig am günstigsten wäre es, auf so gut wie allen bayerischen Bahnstrecken Oberleitungen zu bauen, auch das hat das Gutachten im Auftrag des bayerischen Verkehrsministeriums ergeben. „Die Elektrifizierung sämtlicher Strecken in Bayern bleibt das Fernziel“, heißt es dementsprechend aus dem bayerischen Verkehrsministerium. Demnach gibt es Planungen für die Elektrifizierung der Bahnstrecken auf etwa 1.000 Kilometern. Es seien 680 Kilometer davon im aktuellen Bundesverkehrswegeplan vorgesehen, der Freistaat selbst plane Oberleitungen für weitere Strecken mit einer Gesamtlänge von rund 330 Kilometer. Angesichts der Kosten und begrenzter Planungskapazitäten werde dies aber „erst sehr langfristig zu erreichen sein“.
Trotz allem werden Wasserstoff-Züge in Bayern weiter erprobt. In der Region Augsburg verkehrt seit mehr als einem halben Jahr ein weiterer Testzug. Man werde die Ergebnisse von dort und aus Oberbayern abwarten, heißt es aus dem Verkehrsministerium.
Grüne sehen Geldverschwendung
Der Verkehrsexperte der Grünen im Landtag, Markus Büchler, wundert sich. Aus seiner Sicht brauche es die Wasserstoff-Züge in Burghausen nicht: „Das Problem ist, dass die viel Geld kosten und das Geld fehlt momentan im Schienenpersonennahverkehr hinten und vorne und Bayern jammert auch bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, dass der Bund mehr Mittel bereitstellen muss für den Schienenpersonennahverkehr.“ Bayern solle lieber auf Akkuzüge setzen wie andere Bundesländer auch.
Pro Bahn sieht Ausbau kritisch
Auch der Fahrgastverband Pro Bahn äußerte Zweifel. „Man kann es testen, aber funktioniert es dann auch reibungslos? In anderen Bundesländern kam es im Echtbetrieb mit Wasserstoffzügen zu massiven Problemen“, sagte der schwäbische Pro-Bahn-Sprecher Errol Yazgac. Zudem dürfe die Finanzierung der teuren Technologie nicht zulasten der Fahrgäste gehen. „Wir befürchten, dass die neuen Züge zu Lasten des Verkehrsetats gehen.“
Aiwangers Ministerium fördert in Mühldorf nicht
Bayerns Wirtschaftsministerium, wo sich Minister Hubert Aiwanger (FW) seit Jahren sehr für Wasserstoff starkmacht, bezuschusst das Projekt übrigens nicht – auch nicht den Elektrolyseur, den die Deutsche Bahn in Mühldorf errichten wird, um vor Ort grünen Wasserstoff für die Züge herzustellen. Das Wirtschaftsministerium stehe jedoch hinter dem Projekt. Ein Sprecher: Es helfe, „den Einsatz von innovativen Wasserstofftechnologien in Bayern zusammen mit Wertschöpfung durch die bayerische Wirtschaft im Rahmen der Bayerischen Wasserstoffstrategie weiter voranzutreiben.“
Mit Informationen von dpa