Produkte „Made in China“ sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Auch die chinesischen Billig-Apps wie von Shein und Temu sind auf dem besten Weg dahin, mit einem sprunghaften Wachstum auch in Deutschland. Kritik von heimischen Herstellern und Händlern sowie von Verbraucherschützern ändert bisher nichts an ihrem Erfolg.
Französische Regierung plant großen Schlag gegen Shein
Dennoch will die französische Regierung jetzt hart gegen den chinesischen Handelskonzern Shein vorgehen wegen Sexpuppen mit kindlichen Gesichtszügen, illegaler Waffenverkäufe und anderer Vorfälle. Die EU soll jetzt durchgreifen. Das fordern die französische Regierung und deutsche Handelsverbände. In Paris ist der Streit nach der Eröffnung eines ersten Ladengeschäfts eskaliert, die Regierung will dort sogar Verbote gegen Shein durchsetzen.
Die EU soll Frankreich dabei unterstützen. Auch in Deutschland gibt es Kritik an Shein, Temu und anderen Billig-Importen aus China.
EU und Frankreich sehen unfairen Wettbewerb mit mangelhaften Produkten
Dabei sind bei einigen Produkten aus China wie bei Tests der EU und von Verbraucherschützern immer wieder erhebliche Mängel festgestellt worden. Shein und Temu wiegelten stets ab: Sie sprachen von bedauerlichen Einzelfällen und nahmen betroffene Artikel aus ihrem Warenangebot. Die Sortimente sind aber so groß, dass es unmöglich ist, mehr als einen Bruchteil der Ware zu kontrollieren. Beim Zoll erfolgt das in Stichproben, wie diese Woche bei 200.000 kleineren Päckchen mit Warensendungen aus China, die an einem französischen Flughafen eintrafen.
Verbraucherschutz bei vielen Angeboten aus China nicht durchsetzbar
Deutsche Einzelhändler wie vom E-Commerce-Verband BEVH werfen der Konkurrenz aus China vor, Sicherheitsbestimmungen wie Industrienormen zu ignorieren und Mindestanforderungen bei der Produktqualität nicht erfüllen zu müssen. Was für EU-Händler harte Pflichten seien, könnten Konkurrenten aus Fernost im Einzelfall leicht umgehen, weil sie schlicht oft rechtlich nicht greifbar seien.
Anders als EU-Händler lassen sich die Chinesen bei entsprechenden Wettbewerbsverstößen kaum haftbar machen. Dadurch sind auch Verbraucherrechte faktisch eingeschränkt, wenn es etwa zu Reklamationen oder Folgeschäden kommt.
Erste Abwehrmaßnahme der EU: eine Einfuhr-Gebühr für Päckchen aus China
Die EU hat in den vergangenen Jahren bereits Untersuchungen der Produktqualität der umstrittenen China-Importe durchgeführt. Dabei sind immer wieder Mängel aufgetreten, wie zuletzt auch bei Shein in Frankreich. Dort konnte man sogar Waffen direkt in China bestellen, für die man in Frankreich einen Waffenschein gebraucht hätte, so lautet einer der Vorwürfe.
Zumindest beim zollfreien Direktversand will die EU jetzt ansetzen, um den europäischen Binnenmarkt vor der Billig-Flut aus China zu schützen.
Neue Einfuhrbestimmungen lassen sich relativ leicht umgehen
Eine Bearbeitungsgebühr an der EU-Außengrenze von 2 Euro ist geplant für jedes Päckchen, von denen es zuletzt 4,6 Milliarden im Jahr gab. Wenn die Warensendungen aber über einen gewerblichen Zwischenhändler eintreffen, soll die Gebühr nur 50 Cent betragen. Bisher waren kleine Lieferungen in die EU immer zollfrei, zumindest bei einem Warenwert von bis zu 150 Euro. Ob der dann tatsächlich unterschritten ist, können nur Stichproben der Sendungen zeigen. Experten bezweifeln, dass solche Gebühren Billig-Importe aus China aufhalten werden, die wegen der rigiden US-Zollpolitik nun vermehrt nach Europa strömen.
Apps von Shein und Temu sollen Kauflust verstärken
Apps aus China wie von Shein und Temu bieten nicht nur billige Ware frei Haus zu scheinbar unschlagbaren Preisen. Sie haben zugleich ausgeklügelte Belohnungssysteme und psychologische Werkzeuge entwickelt, um Impulskäufer an sich zu binden. Countdowns für vermeintliche Schnäppchen etwa, wenn die Bestellung innerhalb weniger Minuten passiert. Verbraucherschützer warnen vor Sicherheitsmängeln und Produktfälschungen, aber die Kauflust ist bei vielen Kunden und Kundinnen stärker als alle Bedenken. Wann es kritisch wird mit dem eigenen Kaufverhalten, muss jeder selbst für sich herausfinden.

