In seinen Anfängen hat Roland Emmerich viel improvisiert, in Steinbrüchen und Fabriken um Stuttgart. Er hat Ausstattungen zusammen geliehen, auf Flohmärkten gekauft und – im wahrsten Sinn – gebastelt. Um Filme drehen zu können, die nach Science-Fiction aussahen. Also nach dem Genre, an das sich Mitte der 1980er-Jahre in Deutschland sonst niemand herantraute.
Umso größer also auch die Verwunderung, als der damals 29-jährige Roland Emmerich als Regie-Student an der HFF München seinen Sci-Fi-Abschlussfilm „Das Arche Noah Prinzip“ mit einem Budget von rund einer Million D-Mark, statt den üblichen 20.000 DM, produzierte.
Vom Schwabenländle in die Welt
Als „Spielbergle aus Sindelfingen“ wurde er hierzulande belächelt. Aber als der Produzent der Rambo- und Terminator-Filme, Mario Kassar, auf ihn aufmerksam wurde, stand der Karriere in den USA nichts mehr im Weg. Beziehungsweise fast nichts, wie man gerade nochmal in der ARD-Doku „Meister der Apokalypse“ erfahren kann. „Ich hätte einen Film machen sollen, der hieß ‚Isobar'“, erinnert sich Emmerich. „Der Schauspieler war Sylvester Stallone. Das war damals eine riesige Chance für mich. Und dann ist es leider so passiert, dass ich mich mit dem Produzenten, der praktisch für den Film zugeteilt war, Joel Silver, überhaupt nicht verstanden habe. Der wollte immer das Drehbuch selber entwickeln. Das hat natürlich für mich so nicht funktioniert.“
Emmerich hat trotzdem seinen Weg gemacht, mit schwäbischer Hartnäckigkeit. Berühmt gemacht haben ihn vor allem krachende Katastrophen-Blockbuster mit überwältigender Bildsprache. Das Szenario einer weltweiten Bedrohung hatte vorher noch keiner so effektvoll umgesetzt. Nicht nur bei seinem Mega-Erfolg „Independence Day“, sondern auch bei seinem ersten Popcorn-Klimaschocker „The day after tomorrow“.
Im Zusammenhang mit dem Film sprach Emmerich vergangenes Jahr zum ersten Mal in einem Interview von einem überstandenen Hirntumor und wie das seinen Blick auf Filme und sein Leben verändert habe: „Ich habe damals gedacht, dass ich jetzt sterbe. Und habe gesagt: Bevor ich sterbe, mache ich noch einen Film darüber, was mir am wichtigsten ist: Climate Change.“
Kritischer Wahl-Amerikaner
Aus seiner politischen Haltung macht er keinen Hehl. Die Wiederwahl von Donald Trump empfindet er als Katastrophe. Zumal ihn dessen Vorgänger dazu gebracht habe, neben der deutschen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft anzunehmen: „Ich bin eigentlich Amerikaner geworden, weil die den Barack Obama zum Präsidenten gemacht haben.“ In die Zukunft blickt er wegen der aktuellen Entwicklungen, insbesondere in der Klimapolitik, skeptisch.
Über vergangene Zweifel steht er nun mit 70 Jahren souverän. Er bekennt sich offen zu seiner Homosexualität, er ist leidenschaftlicher Kunstsammler und wechselt zwischen den Lebenswelten seiner Häuser in Los Angeles und London. Seine Neugier für technische Entwicklungen, für junge Menschen und ihre Ideen hat er sich bewahrt. Und die Lust am Arbeiten hat er noch nicht verloren: „Für mich ist es einfach so: Ich mache so lange Filme, bis ich umfalle.“
Im Video: Ein Deutscher in Hollywood

