„Rock’n’Roll ist wirklich zeitlos“, sagt Patti Smith. „Könnte ich mich in eine Zeit zurück beamen, wie Owen Wilson in Woody Allens ‚Midnight To Paris‘ – an den einen Ort zurückkehren, es wäre nicht das Berlin der 20er- oder der frühen 90er-Jahre. Es wäre das New York der späten 60er und frühen 70er. Der Club CBGBS, Blondie, The Ramones, das Chelsea Hotel, Poetry, Rock’n’Roll.“
New York war der Inbegriff einer modernen Stadt. Es war das New York von Patti Smith. Genau dort ist am 10. November, also vor exakt 50 Jahren, ihr Album „Horses“ entstanden.
Vom Traum einer Musikkarriere
Patti Smith ist gerade 20, als sie mit nur ein paar Dollar in der Tasche in den Bus von New Jersey nach New York City steigt. Sie wollte in New York unterkommen. Irgendwie bei Freunden in Brooklyn. Irgendwie auf die Kunstakademie. Vor allem weg. Die ersten Wochen und Monate schlägt sich Patti Smith in New York gerade so durch – mit schlecht bezahlten Jobs, meist an der Kasse von kleineren und größeren Buchhandlungen, meist mit einem unüberhörbaren Knurren im Bauch.
Irgendwann, in einer fast schon schicksalhaften Begegnung, läuft ihr Robert Mapplethorpe über den Weg – ein ungemein einnehmender Typ. Auch er ein Künstler, der viel später über Patti die Fotografie entdecken und wie sie auch berühmt werden wird. Aber damals, sie waren noch „Just Kids“, wohnten sie billigst zusammen in Manhattan.
Ein Jahrhundertalbum entsteht
Patti versucht, ihre Poesie, Pop und Punk voranzubringen und gründet mit Lenny Kaye, dem Tschechen Ivan Kral und Jay Dee Daugherty die Patti Smith Group. Clive Davis, Manager einer größeren Plattenfirma, Arista, erkennt als erster das Potential, gibt der Band einen Plattenvertrag. Und natürlich war von Anfang an klar, wer das Cover machen sollte: Robert Mapplethorpe. Das Shooting für „Horses“ beginnt. Darauf zu sehen: Patti in schwarz-weiß. In weißem, deutlich zu großem Männerhemd, schwarzer Anzughose und mit dem Jackett lässig über die Schulter geworfen.
Die 70er würden ihr Jahrzehnt werden, das versprach Robert Mapplethorpe Patti Smith. Ganz schön prophetisch, denn damals war noch lange nicht klar, dass Patti Smith mit dem Album „Horses“ ein Jahrhundertalbum aufnehmen würde, das alle Kategorien sprengt. Es ist New York, es ist Hippie, es ist Punk und Poesie. Und oft alles gleichzeitig.
Musikalisch und optisch ein Stück Musikgeschichte
Das Cover von Robert Mapplethorpe und die ganze Platte sind heute nicht mehr wegzudenken aus der Geschichte des Rock’n’Roll – die Patti Smith immer so verstanden hat: egal ob Musik, Malerei oder Gedichte, es ist und bleibt immer dann Rock’n’Roll, wenn es Energie hat und uns etwas zu sagen hat.
Patti Smith wurde mit ihrer Mischung aus Punk, Hippie und Beatnik Poetry zu einer der wichtigsten Stimmen des Rock’n’Roll. Und wer sie in diesem Jahr live erleben durfte, der weiß: Diese Stimme gehört immer noch zu den Mächtigsten und Eindrücklichsten überhaupt – Patti has the power!

