An der originalen Story hat Regisseur Edgar Wright wenig Änderungen vorgenommen. Es ist immer noch die Geschichte eines arbeitslosen Mannes, der von einem comicartigen Killerkommando und seinem Anführer mit Gesichtsmaske gejagt wird und um sein Leben läuft, um eine Milliarde Dollar zu gewinnen.
Glen Powell spielt diesen zornigen Arbeiter aus den Industrie-Slums, der – verfolgt von den stets herumsurrenden Drohnenkameras – in der populärsten Live-Fernsehshow versucht zu überleben. Ein moderner Working-Class-Gladiator als Entertainment-Spielball für das TV-Publikum.
Faschismusparabel aus der Feder von Stephen King
Einen zweiten Platz gibt es in diesem Todeslauf nicht, bei dem es Prämien für Denunziation gibt: Es heißt Gewinn oder Auslöschung. Ein Mann gegen die mörderische, alles umfassende Unterhaltungsmaschinerie des Konzerns Net, der das Land in dieser Faschismusparabel auf Steroiden regiert. Gesteuert wird die quotengetriebene Lebens-Show von einem zynischen Fernsehproduzenten, Josh Brolin als dämonischer Mastermind-Mephisto.
Aktualität trotz Vorlage aus den 80ern
Lange bevor Social Media die Welt übernahm, setzte Stephen King mit seinem Roman „The Running Man“ 1982 seine düstere Version von scheinbarer Realität, Kulturanamnese und Totalitarismus an. Eine dunkle, kapitalismuskritische Fantasie mit deutlichen Parallelen zu unserer Gesellschaft, die zeigt, wie moderne Technologie und Gewinnanreize benutzt werden können, um die Meinung und die gesamte Öffentlichkeit zu manipulieren. Deepfakes, Konsumismus, schlichte Gier.
Cameo-Auftritt von Schwarzenegger
In Anspielung an die erste Verfilmung des Stoffs von 1987 mit Arnold Schwarzenegger ist Schwarzeneggers Konterfei auf jeder sogenannten „New Dollar Note“ abgebildet, um die es in diesem atavistischen Milliardenspiel geht. Und er zeigte sich in Interviews höchst zufrieden mit der Neuverfilmung, die eine gewagte Mischung zwischen blutiger Satire, Drama und Action-Spektakel versucht. Glen Powell rennt als muskelgepackte Tom-Cruise-Variante um sein Leben – während die von einem Showmaster aufgestachelte Nation sein Blut sehen will.
Semi-gelungener Querschnitt diverser Actionfilme
Doch das rasant geschnittene Gewalt-Spektakel will als Kino-Wollmilchsau funktionieren – und verhebt sich dabei. Ästhetisch pendelnd zwischen 1987 und einer nahen Zukunft, ist diese an Games und Trash-TV orientierte Dystopie doch zu nah am Hier und Jetzt. Dabei aber nicht satirisch genug, um wirklich zu beeindrucken. Und als reiner knalliger Action-Kracher im Schleudergang geht „The Running Man“ ebenso wenig durch wie als komplexere Medienkritik.
Da helfen auch keine amüsanten Ideen wie in Werbepausen eingespielte Showappetizer auf „Americanos“ – hier werden die Kardashians gepinnt – oder skurrile Nebenfiguren. Diese „Tribute von Panem“-Variante mit schlichten „Die Hard“-Dialogen und „Top Gun Maverick“-Thrill verhebt sich in der Konstruktion trotz beängstigender Aktualität am eigenen Anspruch. Bleibt abzuwarten, ob die 110-Millionen-Dollar-Produktion den momentanen Massengeschmack trifft. Als künftiger Sci-Fi-Klassiker hat sie jedoch vermutlich wenig Chancen.

