Theaterautorin Mariam Megvinyte ist am Residenztheater untergekommen
Seit Oktober ist Megvinyte in München. Eine Auszeit von der Angst, sagt sie. Als „writer in residence“ ist sie gerade zu Gast am Residenztheater, das ihr jüngstes Stück ins Deutsche übersetzen hat lassen. Darin arbeitet sich die Autorin unter anderem am Antigone-Mythos ab. Am Dienstagabend wird das Stück in einer Lesung präsentiert.
In der antiken Sage bestattet Antigone ihren Bruder Polyneikes – gegen den Willen des König Kreon, der den Toten vor den Toren Theben verrotten lassen will, weil er ein Staatsfeind war. Antigone widersetzt sich dem Gebot, ein Akt zivilen Ungehorsams. „Aber das war naiv“, so die Theatermacherin. „Die Diktatur ließ sich nicht so einfach abschütteln. Sie hatte sich zu tief ins Denken der Menschen eingegraben.“ Das zeigt sich nun am reaktionären Backlash in Georgien, dessen Regierung immer unverhohlener die Kreml-Nähe sucht.
Auch Regisseur Misha Charkviani hat Georgien verlassen. Und auch er hat sich für sein Deutschland-Debüt mit der Antigone befasst und in Wiesbaden die Dramenversion des Sophokles inszeniert. Das Stück sei vor allem die Tragödie der Zuschauenden, sagt Charkviani. Also derer, die – anders als Antigone – dem Unrecht tatenlos zusehen.
Theatermacher Charkviani: Keine Rückkehr nach Georgien geplant
Was seinen eigenen Kampf für die Demokratie angeht, so hat Misha Charkviani, der in Tiflis selbst auf vielen Demos war, nun beschlossen, ihn vorerst in Deutschland weiterzuführen. „Ich sehe nicht, wie ich derzeit zurück nach Georgien gehen und dort Theater machen könnte“, sagt er. Anfang kommenden Jahres inszeniert er in Krefeld. Verhandlungen mit weiteren Bühnen für Engagements laufen.
Für Mariam Megvinyte dagegen bleibt es wohl beim Exil auf Zeit. Nach Ende ihrer Autorenresidenz wird sie Mitte Dezember nach Georgien zurückkehren. „So lange noch ein Funke Hoffnung besteht und wir irgendwie arbeiten können, denke ich: wir sollten in Georgien bleiben!“

