Die geplante Rentenreform sorgt für Streit in der Bundesregierung. In dem Gesetzentwurf ist vorgesehen, dass das Rentenniveau auch nach dem Jahr 2031 um rund einen Prozentpunkt höher als im geltenden Recht liegen soll. Die Junge Union und junge Unionsabgeordnete stören sich daran. Dies gehe zulasten der jungen Generation, argumentieren sie. Auch in Bayern sind viele junge Menschen im Hinblick auf ihre Rente verunsichert.
Zu wenige junge Menschen für zu viele Rentner
„Ich habe ein bisschen Angst, was die Zukunft bringt“, sagt Philipp Spielmann. Der 19-Jährige studiert in München Volkswirtschaftslehre. Vor allem die demografische Entwicklung besorge ihn. „Wir sind einfach zu wenige Leute für ein zu großes Spektrum an Rentnern.“
Fakt ist: Die Gesellschaft wird älter, geburtenstarke Jahrgänge gehen in Rente, während die Zahl der Erwerbstätigen nicht entsprechend wächst. Immer weniger Arbeitnehmer müssen für immer mehr Rentner aufkommen. Dass sich an dem System etwas ändern muss, sei also klar, meint Philipp. Der Student versucht, sich so gut es geht, privat abzusichern.
Wunsch: Mehr Gehör für die Jüngeren
Studentin Lea Krick aus München sieht eines der Hauptprobleme darin, dass in der Politik vorwiegend ältere Personen an den Schalthebeln sitzen würden. „Jüngere Menschen haben kaum mitzureden“, ist sie überzeugt. Am aktuellen Streit sehe man, dass in den Bundestagsfraktionen immer mehr junge Politikerinnen und Politiker sitzen, die gegen die geplante Rentenreform sind. Ihnen werde aber zu wenig Gehör geschenkt, meint die Studentin. Sie hofft, dass der Gesetzentwurf nochmal nachgeschärft wird.
Das Prinzip des Generationenvertrags an sich findet Lea gut. Wer aber bei der demografischen Entwicklung einmal ihre eigene Rente bezahlen soll, darüber zeigt sie sich ratlos: „Es ist so unsicher, wie hoch die Rente in der Zukunft ausfallen wird, und ob es für meine Generation überhaupt eine Rente geben wird.“ Studien zeigen, dass ein großer Teil der Bevölkerung wenig Vertrauen hat, dass das Rentensystem langfristig zuverlässig funktioniert.
Sorge vor Altersarmut
Was das für die Zukunft bedeutet, ist schwer abzuschätzen. „Existenzängste habe ich nicht, aber Sorgen schon“, sagt Johannes Vater, der Soziologie studiert. „Viele Menschen arbeiten 40 Jahre und dann haben sie trotzdem keine gesicherte Rente“, sagt der 20-Jährige. In der Stadt sieht Johannes oft alte Menschen, die von Armut betroffen sind, erzählt der Student. „Da fragt man sich schon, was mal aus einem wird.“ Er selbst sei zwar privilegiert und studiere an der LMU in München. „Das ist aber nichts Gesichertes“, so Johannes.
Studentin Lea Krick ergänzt: „Wir sind eine Generation, die sich jetzt schon so sehr mit der Rentenvorsorge beschäftigen muss. Ich glaube, das war in früheren Generationen noch ganz anders.“
Wissenschaftler sieht riesige Belastung für Rentensystem
Tatsächlich ist die Zukunft der Rente schon seit Jahrzehnten ein Dauerthema. Die aktuellen Sorgen junger Menschen seien aber berechtigt, sagt Wirtschaftswissenschaftler Axel Börsch-Supan. Er erklärt im Gespräch mit BR24: „Wegen der Bevölkerungsalterung und dem Babyboom gehen jetzt sehr viele Menschen auf einmal in Rente. Es kommen aber nur halb so viele junge Menschen nach.“ Das sei eine riesige Belastung für das Rentensystem. „Man kann nicht mehr alles so haben wollen wie in den vergangenen 20 Jahren. Das funktioniert einfach nicht“, sagt Börsch-Supan.
Im Blick auf den aktuell brodelnden Streit sagt er, die Junge Union gehe zurecht auf die Barrikaden. „Den Jungen werden einseitig alle Kosten aufgebürdet, die Rentner werden aber auf einer Haltelinie gehalten.“ Das sei schon ungerecht. Eine mögliche Lösung sieht der Wissenschaftler darin, dass Besserverdienende in Zukunft mehr ins Rentensystem einzahlen sollen. „Das hilft denen, die weniger haben, und insbesondere den jüngeren Leuten.“

