Songs von Kurt Weill hat Rufus Wainwright schon länger im Repertoire. Und er sei überrascht gewesen, wie wenig das Publikum mit dem Theatermusiker und Brecht-Kompagnon vertraut sei, erzählt er im Interview. Die meisten verwechselten Weill mit dem Indierocker Kurt Vile. „Deshalb ist es wichtig, den wahren Weill zurückzubringen und der Welt wieder zu zeigen, wie man ‚Mack The Knife‘ singt.“
Süße Melodien, harsche Harmonien
Das ist die Mission, die Rufus Wainwright seit 2023 verfolgt, mit Auftritten im New Yorker Carlyle Hotel und im Ace Hotel in Los Angeles. Begleitet vom 40-köpfigen Pacific Jazz Orchestra führt er durch einen 16-Song-Parcours seiner Lieblingsstücke von Weill – und rückt die stilistische Vielfalt des deutschen Komponisten in den Vordergrund.
Vor allem das Wechselspiel von hart und weich beherrsche Weill perfekt, sagt Wainwright. Die Melodien seien wunderbar eingängig, die Harmonien jedoch harsch. „Beides zusammen verleiht seinem Werk eine Relevanz, die bis heute anhält.“
Wainwright singt auf Deutsch
Kurt Weill, sagt Rufus Wainwright, sei ein musikalisches Chamäleon, das sich leichtfüßig zwischen allen Genres seiner Zeit bewegt habe: Jazz, Swing, Musicals, Cabaret und Chansons. Mal am Klavier, mal mit einem Arsenal an Musikern, und wahlweise auf Deutsch, Englisch oder Französisch.
Das tut ihm Wainwright gleich – obwohl ihm Deutsch alles andere als leicht falle, wie er sagt. Sein deutscher Ehemann sei sehr kritisch, was seine Aussprache angehe, erzählt Wainwright schmunzelnd. „Er hört all meine Fehler, und deswegen mache ich das nur zu besonderen Anlässen.“
Kostproben seiner Sprachkenntnisse gibt Wainwright zum Beispiel in „Fürchte Dich nicht“ oder „Mack The Knife“. Dabei glänzt er vor allem mit einer recht eigenwilligen Phrasierung der Texte aus der Feder von Brecht, Gershwin und anderen: melodramatisch, frivol und lüstern.
Wainwright verpasst den Songs einen queeren Anstrich
Stücken wie „Surabaya Johnny“ und dem „Matrosen Song“ verpasst er dazu eine queere Note, und lässt Weills Werk so in einem ganz neuen, schwül-erotischen Licht erscheinen. Ob das die Intention des Komponisten war, ist Wainwright egal. Ihm gehe es darum, seine eigene Persönlichkeit einzubringen, sagt er.
Er wisse ja, dass er eine „verführerische Kreatur“ sei, erklärt Wainwright im Interview lachend. „Die Songs haben definitiv etwas Sexuelles. Sie kommen zwar von einem Hetero-Standpunkt, doch wenn ich sie singe, erhalten sie einen queeren Anstrich, der ebenfalls passt.“
Das kann man nur unterschreiben. So, wie auf „Wainwright Does Weill“, hat man die Musik von Kurt Weill auf jeden Fall noch nie gehört.

