Bühne frei, für die Helden des Kolosseums: Gladiatorenkämpfe der Antike waren Großveranstaltungen. Den ganzen Tag dauerte das Spektakel, angefangen von einem von Musik begleiteten Festumzug durch die Stadt und dem Einzug der Kämpfer in die Arena über Vorkämpfe mit Holzschwertern, Tierhatzen und Hinrichtungen bis hin zu den eigentlichen Gladiatorenkämpfen Mann gegen Mann.
„Das war Volksbelustigung“, sagt Harald Schulze von der Archäologischen Staatssammlung: „Es gibt ja heute auch Kampfveranstaltungen wie Mixed Martial Arts, Sumo in Japan, große Boxkämpfe …, also es gibt offensichtlich ein Vergnügen an solchen Kampfsportarten. Das war in der Antike dann nochmal durch einen zusätzlichen Thrill gesteigert, dadurch, dass Kämpfe tödlich ausgehen konnten.“
Kampf um Leben und Tod
Etwa jeder zehnte Kampf endete tödlich. Das hieß entweder, dass einer der Gegner im Kampf getötet wurde, oder – wenn er aufgegeben hatte – durch das Urteil des Volkes und des Spielgebers zum Tode verurteilt wurde, was aber laut Archäologe Harald Schulze nicht so oft vorkam, wie man es aus Filmen kennt.
Den siegreichen Kämpfern winkten Prämien und viel Anerkennung, sie waren Stars, die angehimmelt wurden wie heute manche Fußballprofis. Sozial aber standen sie auf der untersten Stufe: Gladiatoren waren vor allem Kriegsgefangene, Sklaven und verurteilte Verbrecher. Letztere wurden entweder direkt in die Arena geschickt – was einer Hinrichtung gleichkam – oder sie durften vorher trainieren, dann konnten sie sich im Idealfall nach ein paar Jahren tatsächlich freikämpfen. „Die wurden extrem trainiert“ sagt Harald Schulze, „das waren absolute Supersportler. Die wurden ernährungstechnisch und medizinisch top betreut, weil die waren das Kapital ihrer Besitzer sozusagen.“
Die Spitzensportler der Antike
Die Inhaber der Gladiatorenschulen investierten viel in ihre Schützlinge, Ärzte kümmerten sich um die Wunden, Analysen legen nahe, dass sich die Kämpfer vegetarisch ernährten und ein strontiumhaltiger Aschetrunk ihre Knochen stärkte. Ein antikes Marmor-Relief zeigt, wie ein Masseur in einer Kampfpause die Wade eines Kämpfers bearbeitet. Und so brutal ein Kampf um Leben und Tod per se auch ist, es gab durchaus Regeln: Waffen und Schilde waren ausgewogen verteilt, sodass der Kampf selbst immerhin fair war. Harald Schulze: „Das Geld machten am Ende die Besitzer der Gladiatorenschulen, die engagiert wurden von den Spielegebern, Gewinn machten sicher auch die Wettbüros, drumherum wurde auf alles Mögliche gewettet, die Gladiatoren konnten aber nach siegreichen Kämpfen auch freigelassen werden.“
Älter als 30 Jahre wurde kaum ein Gladiator. Immerhin konnten die Kämpfer in ihrer kurzen Blüte mit ihren stählernen Muskeln viele Frauen „bezaubern“, wie es in einem Wandtext der Ausstellung heißt, eine Senatorin soll gar ihren Mann für einen Gladiator verlassen haben.
Todesgefahr für Ruhm und Ehre
Da wundert es nicht, dass es durchaus auch freiwillige Kämpfer gab: Mit Commodus hat sogar ein Kaiser regelmäßig selbst in die Arena gekämpft und einige Quellen legen nahe, dass es auch Gladiatorinnen gab.
Die Ausstellung zeigt üppig verzierte Helme und mächtige Beinschienen aus Bronze, Schwerter und Speerspitzen: alles antike Originale aus der Gladiatorenschule von Pompeji. Rekonstruktionen von Helmen und Waffen dürfen selbst ausprobiert werden. Auch jede Menge antike Fan-Artikel sind zu sehen: kleine Gewandspangen mit Kampfszenen, Statuetten von Kämpfern oder Alltagsgegenstände wie Öllampen, Becher oder Krüge mit Reliefs von Kämpfenden zeigen, wie populär die Schaukämpfe in großen Teilen der Bevölkerung waren.
Filmausschnitte und Videos nachgestellter Kämpfe lassen das Thema lebendig werden. Natürlich wird das Kolosseum als größte Kampfarena im Römischen Reich gewürdigt, aber auch ein Modell der kleinsten bekannten Kampfarena ist zu sehen: eine Holzarena für 500 Zuschauer in Künzing in Niederbayern.
Die Ausstellung „Gladiatoren – Helden des Kolosseums“ ist bis 3. Mai 2026 in der Archäologischen Staatssammlung München zu sehen.

