Das Internet könnte sich bald wieder wie vor zehn Jahren anfühlen – im positiven Sinne. Denn vielleicht entfallen bald die unzähligen Klicks auf Cookie-Banner. Die EU-Datenschutzbehörden wollen sie vereinfachen. Stattdessen sollen zentrale Browser-Einstellungen oder plattformweite Lösungen festlegen, welche Cookie-Arten die Nutzer erlauben. Im Kern geht es um eine technisch pragmatischere Interpretation bestehender Datenschutzregeln. Seiten, die beispielsweise komplexe Cookies nutzen, personalisierte Werbung oder Drittanbieter-Tracking nutzen, müssen allerdings weiterhin nachfragen.
Gleichzeitig könnte das Surfen aber auch ein bisschen „undurchsichtiger“ werden. Wenn wir weniger Warnhinweise bekommen, merken wir vielleicht gar nicht mehr, wer im Hintergrund Daten sammelt. Wir tauschen also ein Stück weit Kontrolle gegen Komfort.
Warum drängt die EU auf eine Änderung der Cookie-Praxis?
Weil das aktuelle System gescheitert ist. Die Menschen sind klickmüde. Die meisten klicken entnervt auf „alles akzeptieren“ oder „alles ablehnen“, nur damit sich das Cookie-Fenster schließt. Das ist kein echter Datenschutz, das ist Datenschutz-Theater. Die EU hat das erkannt. Sie will weg vom Einzel-Klick hin zu einer technischen, pragmatischen Lösung.
Was genau plant die EU?
Die Europäische Kommission hat ein Digital Package (externer Link) vorgelegt. Darin skizziert sie, wie das Cookie-Banner-System vereinfacht werden könnte. Ziel ist es, das viele Klicken durch Einwilligungsfenster zu reduzieren und die Nutzung digitaler Dienste benutzerfreundlicher zu machen. Technisch unproblematische Cookies sollen gar nicht mehr abgefragt werden; nur bei risikoreicheren Technologien – etwa personalisierter Werbung oder Drittanbieter-Tracking – müssten Websites weiterhin um Zustimmung bitten.
Was sind Cookies und wofür sind die wichtig?
Cookies kann man sich vorstellen wie ein digitales Kurzzeitgedächtnis für Webseiten. Ohne Cookies ist eine Website vergesslich. Es gibt zwei Arten von Cookies: die als nützlich und die als lästig empfundenen.
- Die Nützlichen merken sich beispielsweise, dass ein Nutzer eingeloggt ist oder was in seinem Warenkorb liegt. Solche Cookies erleichtern zentrale Funktionen wie Warenkörbe oder Logins erheblich.
- Lästig empfinden viele Menschen die Cookies, die vor allem dem Marketing der Seitenbetreiber dienen. Sie beobachten etwa, welche Schuhe sich jemand konkret im Netz anschaut, um ihm dann anderswo Werbung dafür zu zeigen. Genau um diese Tracking-Cookies geht es beim Streit.
Was bedeutet Tracking – und warum ist es problematisch?
Tracking beschreibt das Sammeln und Auswerten von Informationen über das Online-Verhalten einer Person. Dazu gehören besuchte Seiten, Klicks, Aufenthaltsdauer und Interaktionen mit Anzeigen. Aus diesen Daten entstehen Profile, die Rückschlüsse auf Interessen, Lebensumstände oder Gewohnheiten erlauben.
Problematisch wird Tracking, wenn es intransparent oder schwer vermeidbar ist. Die Daten gelangen häufig zu mehreren Unternehmen, die damit personalisierte Werbung ausspielen oder Inhalte auf bestimmte Nutzergruppen zuschneiden. Datenschutzorganisationen kritisieren, dass viele Nutzerinnen und Nutzer nicht überblicken, wie weit diese Beobachtung reicht.
Welche Vorteile hat die geplante Regelung?
Der offensichtlichste Vorteil ist Bequemlichkeit. Das Surfen wird flüssiger und schneller, wenn Websites seltener nach Zustimmung fragen müssten.
Die zweite Hoffnung setzt die EU auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationsgeschwindigkeit von Unternehmen. Sie sollen Daten einfacher nutzen dürfen und dadurch unabhängiger werden von US-Unternehmen. Innovationen sollen schneller bei den Menschen ankommen. Überspitzt gesagt: EU-Firmen sollen nicht mehr monatelang Rechtsgutachten schreiben müssen, um ihren Umgang mit den Daten zu erklären, auf deren Basis sie technische Innovationen entwickeln wollen.
Welche Nachteile hätte die neue Regelung?
Das Risiko ist der gläserne, datenschutz-unbewusste Bürger. Gelockerte Regeln bedeuten eine sinkende Hemmschwelle für Unternehmen, Datenprofile anzulegen. Dabei geht es nicht nur um Werbung. Es geht darum, ob Menschen einen Kredit bekommen, wie teuer ihre Versicherung ist oder welche Jobangebote sie angezeigt bekommen – alles basierend auf einer KI-Analyse ihrer Daten.
Wenn die EU das lockert, verlieren wir womöglich den Schutz vor Diskriminierung und Manipulation. Gleichzeitig warnen Kritiker, dass weniger sichtbare Abfragen auch mehr unbemerkte Datennutzung ermöglichen könnten – und das Thema Datenschutz von den Menschen nicht mehr als wichtig wahrgenommen wird. Auch die Rolle von Browserherstellern wie Google, Microsoft und Apple ist umstritten, wenn die Datenschutz-Einstellungen Teil ihrer Browser sind.
Was ändert sich für Webseitenbetreiber und Unternehmen?
Unternehmen müssen künftig stärker auf Transparenz und technische Konformität achten. Banner entfallen teilweise, aber die Anforderungen an korrekte Klassifizierung und Dokumentation der eingesetzten Technologien steigen. Viele Anbieter müssen ihre Tracking-Strategien überarbeiten. Gleichzeitig sinkt der Aufwand für wiederkehrende Einwilligungsabfragen.

