Plötzliche Tiefflüge, empörtes Gekrächze und dunkle Schatten knapp über dem Scheitel – viele Menschen erleben vor allem im Frühjahr Attacken von Rabenvögeln wie Raben oder Krähen. Doch keine Sorge: Dabei handelt es sich in der Regel um Scheinangriffe. Attacken von Rabenvögeln sind selten gefährlich, aber für uns Menschen ungewohnt deutlich. Warum greifen Rabenvögel überhaupt an?
Brutzeit: Der Hauptgrund für Krähenangriffe
Krähen sind schlaue, sozial hoch entwickelte Tiere und in der Brutzeit extrem fürsorgliche Eltern. Die meisten Angriffe passieren in der Brut- und Aufzuchtphase, also zwischen April und Juni. Sobald ihre Jungvögel das Nest verlassen, stehen die Altvögel unter Dauerstresse: „Die Jungvögel sind nach Verlassen des Nestes oft noch kaum flugfähig und halten sich dann tagelang am Boden und in Bodennähe auf. In dieser Zeit ist die Gefahr für sie groß, von Hunden, Katzen oder Mardern gefressen zu werden. Die Altvögel kümmern sich darum, dass den Küken potenzielle Feinde nicht zu nahe kommen“, schreibt der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V. (LBV) [externer Link].
Nähern sich Menschen oder Hunde einem Baum mit Jungvögeln, sind sie eine potenzielle Gefahr. Die Rabenvögel gehen in den Verteidigungsmodus: Warnrufe, Drohflüge und manchmal ein kurzer Rempler mit Flügeln oder Krallen. Das wirkt bedrohlich, ist aber selten gefährlich. Diese Scheinangriffe sollen den Angreifer in erster Linie „beeindrucken, einschüchtern und in die Flucht schlagen. (…). Dennoch sind Berührungen mit Flügel, Füßen oder Schnabel möglich, Rabenkrähen vermögen aber allein aufgrund ihrer Körpergröße keine schwerwiegenden Wunden zuzufügen. Gezielte Schnabelstöße sind selten“, schreibt der Bund Naturschutz (NABU) [externer Link].
Warum sind Hunde häufiger betroffen?
Viele Meldungen über Krähenangriffe betreffen vor allem Hunde – so wie bei Ludwig, dem Hund einer Bayern 1-Mitarbeiterin. Er wurde beim Schnuppern auf einer Wiese von einer Krähe attackiert. Für sie wirken Hunde wie große, schnelle Räuber. Streift ein Hund neugierig durchs Gras oder schnuppert an einem Baum, interpretieren Altvögel das als Angriff auf ihren Nachwuchs.
Dabei zeigt sich oft ein erstaunlich koordiniertes Verhalten: Mehrere Krähen schließen sich zusammen, warnen laut und fliegen Scheinangriffe. Verlässt der Hund den kritischen Bereich, beruhigt sich die Lage meist innerhalb weniger Sekunden.
Warum fliegen Krähen jetzt im Herbst Attacken?
Aber warum sind auch außerhalb der Brutzeit noch Scheinattacken zu befürchten, so wie bei Ludwig? Lisa Gill vom LBV weiß, dass die Rabenvögel im Herbst ihre Wintervorräte anlegen. Da kann es passieren, dass ein Hund die Vögel dabei stört, ihren Wintervorrat zum Beispiel auf der Wiese zu verstecken.

