Das könnte daran liegen, dass Frauen besonders oft auch in besonders betroffenen Berufen arbeiten. Hinzu kommt: Frauen seien nach wie vor im familiären Umfeld ungleich stärker gefordert, sie würden dort immer noch den Hauptanteil an Sorgearbeit leisten, erklärt Melcop. Dadurch ergebe sich eine starke Doppelbelastung, die auch mit beruflichen Nachteilen einhergehe.
Gesellschaftlichen Erwartungen gegenüber Männern und Frauen würden das Bild entscheidend mitprägen. „Wir wissen aus Studien, dass Männer mit psychischen Erkrankungen weniger häufig eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch nehmen und sich generell seltener ärztliche Hilfe suchen.“
Wer lange Zeit ausfällt wegen einer psychischen Krankheit, findet etwa in Kirchseeon die nötige Unterstützung, um wieder fit zu werden für einen Beruf. Dort gibt es im Berufsförderungswerk seit Kurzem ein eigenes Trainingszentrum für Betroffene von Burnout oder Depression. Denn die Herausforderungen bleiben bestehen, sagt Leiter Kunert: „Wir haben in der Arbeitswelt eine Komplexität, die ständig zunimmt. Die Taktung ist einfach schneller geworden.“

