Im Seniorenalter als Single noch einmal Geborgenheit und Liebe zu finden, ist kein leichtes Unterfangen. Abhängig davon, wo man lebt, tendenziell gar ein Ding der Unmöglichkeit. Mahin ist 70 und wohnt in Teheran. Seit 30 Jahren ist sie Witwe, die Kinder und Enkelkinder haben das Land schon lange verlassen. Letztes verbliebenes Alltags-Highlight sind die seltenen Kaffeekränzchen mit Freundinnen, erfüllt von Gekicher und Gesprächen über Darmspiegelungen, Inkontinenz und – na klar – Männer. „Ein Mann ist zu nichts zu gebrauchen“, räsoniert bei so einem Treffen eine der resoluten Damen. „Er sitzt nur da und kommandiert einen herum. Und wir putzen und kochen die ganze Zeit.“
Subtile Kritik trifft Situationskomik
Die Tragikomödie „Ein kleines Stück vom Kuchen“ steckt voller tiefer Wahrheiten über ein Land, in dem Frauen Menschen zweiter Klasse sind: bestimmt zu einem Dasein als Hausfrau und Mutter, strengen Verhaltens- und Kleidungsregeln unterworfen, in der Öffentlichkeit stets beobachtet von der Sittenpolizei. Durch geschickt gestreute Situationskomik werden die bedrückenden Momente jedoch von Anbeginn konterkariert und es entfaltet sich eine oft hinreißende Atmosphäre.
Das perfekte erste Date
Mühelos erobert Hauptdarstellerin Lily Farhadpour die Herzen des Publikums, wenn die aus dem restriktiven Dämmerschlaf erwachende Mahin beschließt, einen Mann in ihr Leben zu holen, der so liberal denkt wie sie. Unbeholfen, aber unbeirrt geht sie auf die Pirsch: in der Bäckerei, im Hotel, im Park. Schließlich lernt sie einen geschiedenen Taxifahrer kennen, lädt ihn zu sich nach Hause ein. Sie haben das perfekte erste Date, reden bis tief in die Nacht hinein, lachen, tanzen, trinken verbotenen Alkohol.