Das hatte Forstwissenschaftler Stefan Wittkopf nicht erwartet, als er sich auf den Weg zu Landwirt Edwin Trautmann machte: 14 Meter hohe Paulownien-Bäume, in Reih und Glied, mit 40 Zentimeter dicken Stämmen. „Wahnsinn. Beeindruckend. Das hab ich noch nie so gesehen“, staunt der Wissenschaftler.
Edwin Trautmann aus Opfenbach im Landkreis Lindau hat vor zehn Jahren eine Plantage mit chinesischen Paulownien angepflanzt. Der Blauglocken- oder Kiribaum, wie er auch genannt wird, wächst extrem schnell: zwei bis vier Meter pro Jahr sind keine Seltenheit. Zum Vergleich: Eine Eiche schafft 30 Zentimeter.
Holz ist leicht und stabil
Edwin Trautmann ist wohl etwas Einzigartiges gelungen, denn die sensible Paulownia braucht viel Pflege. Sie ist wegen ihrer großen herzförmigen Blätter als Zierstrauch in Gärten oder Parks beliebt. Als Baum, mit einem dicken, starken Stamm ist sie hierzulande unbekannt. Dabei hat das Holz sehr gute Eigenschaften: Es ist leicht und trotzdem stabil.
Trautmann hat ein kleines Sägewerk. Er biegt und dreht ein edles, dünnes Furnier mit beiden Händen: „Ein deutsches Holz würde jetzt reißen. Hier passiert gar nichts. Das trocknet so, das verzieht sich nicht – wie du das sägst, so bleibt das.“ Das leichte, helle Holz wäre im Flugzeugbau, für Surfbretter oder Gitarren geeignet. Bisher gibt es aber keinen Markt dafür, weil es hierzulande noch unbekannt ist.
Nutzung als Hackschnitzel
Professor Stefan Wittkopf forscht an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HWST) seit Jahren an der Paulownia. Sein Ziel ist die Nutzung als Energieholz in Plantagen. „Die Holzqualität ist hier nicht wichtig“, meint er. Nichtsdestotrotz ist der Wissenschaftler begeistert von den dicken Paulownien in Opfenbach. Er misst die Stammlänge: 4,70 Meter sind es bis zum ersten Ast, perfekt für Dielen und Bretter. „Und das in zehn Jahren – der Wahnsinn“, so Wittkopf.
In der Schweiz ist die Paulownia verboten
Bei Naturschützern ist die Paulownia umstritten, denn sie bildet immer neue Ausläufer und breitet sich stark aus. Die Schweiz hat die fremdländische Baumart sogar ganz verboten, in Deutschland steht sie als „potenziell invasive Art“ unter Beobachtung. Und obwohl der Baum Trockenheit und Hitze verträgt, rät die Bayerische Forstverwaltung von der Paulownia als Waldbaum ab. Es gibt auch keine staatliche Förderung. Stefan Wittkopf: „Alle unsere Versuche im Wald sind schiefgegangen. Die Paulownia ist sehr konkurrenzschwach gegenüber Gras und verträgt keine frühen Fröste.“
Plantage für 20 Jahre
Edwin Trautmann hat seine 900 Bäume als „Kurzumtriebsplantage“ auf zwei Hektar Fläche angemeldet, er muss sie nach 20 Jahren fällen. Die Stämme wird er als Wertholz verkaufen, Äste und Kronen als Hackschnitzel. Der Landwirt ist überzeugt von der fremdländischen Art: „Mich fasziniert das einfach, was in diesen zehn Jahren da hingewachsen ist und das Holz ist einfach Klasse.“