Der Sieg des Republikaners Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen gilt als sicher. Unternehmer in Schwaben fürchten unter seiner erneuten Präsidentschaft den Anstieg von Zöllen und Einführung weitere Hürden. Andere plädieren dafür, sich mehr auf Europa und Deutschland zu konzentrieren.
Exportorientierte Firmen erwarten „massives Problem“
Alexander Merenda vom Aluminiumprofilhersteller Gartner Extrusion in Gundelfingen sagte BR24 am Mittwochmorgen, er erwarte nichts Gutes für die weltweite Wirtschaft. Wenn Trump nach dem Senat auch noch das Repräsentantenhaus gewänne, gebe es kein Korrektiv mehr. Er geht davon aus, dass Trump weitere Zölle erheben wird. Von der Höhe dieser Zölle seien die Auswirkungen auf die Wirtschaft in Europa dann abhängig.
Merenda geht davon aus, dass für sein Unternehmen, einem Hersteller von Aluminiumprodukten, eine Höhe von bis zu 10 Prozent noch tragbar wären. Werde es aber über zehn Prozent hinausgehen, würden seiner Meinung nach alle exportierenden Firmen weltweit ein „massives Problem“ bekommen. Er erwarte hier „nichts Gutes“. Dennoch müsse man die Wahl und den Willen des amerikanischen Volkes natürlich akzeptieren.
Vier Jahre als absehbarer Zeitraum
Ähnlich sieht das Maximilian Offermann, der Geschäftsführer vom Filzhersteller BWF in Offingen. Die Wahlentscheidung der US-Bürger müsse man akzeptieren und respektieren. Dennoch hatte er auf einen Sieg der Demokraten gehofft. Sein Unternehmen produziert auch in den USA. Für diese Produktion müssen allerdings vorgefertigte Teile aus einem Werk in China eingeführt werden. Hier lägen die Zölle zurzeit schon bei 25 Prozent, so Offermann, er gehe davon aus, dass sie bis auf 50 Prozent steigen können. Chinesische Kunden seiner Firma würden schon seit ein bis zwei Jahren eher in Ländern investieren, bei denen keine derart hohen Zölle erhoben würden.
Dennoch, vier Jahre seien eine absehbare Zeit, für die Wirtschaftsunternehmen sieht er deshalb nicht so schwarz. Die USA könnten sich auch nicht ganz isolieren, meint er weiter. Sorge mache ihm allerdings viel mehr das Thema Sicherheit „für uns alle hier in Deutschland und Europa“.
Fokus auf europäische und deutsche Wirtschaft
Beim Wasseraufbereiter Grünbeck mit Sitz in Höchstädt heißt es, die Unternehmen sollten den Blick nicht zu sehr über den Atlantik richten, da derzeit in Deutschland selbst genügend politische Probleme wie beispielsweise Energiepreise, Bürokratismus, Fachkräftemangel und verfehlte Wirtschaftspolitik habe.
Andererseits habe man es sich bei der Grünbeck AG als mittelständisches Unternehmen abgewöhnt, über die Politik zu jammern, so Geschäftsführer Günter Stoll. Und weiter: „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, unter den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen das Unternehmen weiterzuentwickeln, um auch in Zukunft am Standort Deutschland sichere Arbeitsplätze zu bieten.“ Inwieweit der Wahlausgang in den USA die wirtschaftliche Situation von Grünbeck beeinflussen werde, könne man derzeit noch nicht abschätzen.
Welche Folgen Trumps Wirtschaftspolitik hat – auch für Schwaben
Die Erhöhung von Zöllen hatte Trump während des Wahlkampfes immer wieder angekündigt. Bereits in seiner ersten Präsidentschaft habe die „America first“-Strategie des Republikaners zu einer protektionistischen Handelspolitik geführt, so die IHK Schwaben in einer Mitteilung. Demnach versuchte Trump mit Zöllen und weiteren Handelsbarrieren, die US-Wirtschaft vor der Konkurrenz aus dem Ausland abzuschirmen. Die Folge seien ein andauernder Handelskrieg mit China und die Schwächung internationaler Institutionen wie der WTO.
Wie das Bayerische Landesamt für Statistik mitteilt, exportiert die bayerische Wirtschaft im Jahr 2023 Waren im Wert von über 28,4 Milliarden Euro beziehungsweise 12,6 Prozent der gesamten bayerischen Exporte in die USA. Die USA sind damit auch im Jahr 2023 das führende Exportland Bayerns. Demgegenüber bezieht die bayerische Wirtschaft im Jahr 2023 Waren im Wert von 13,4 Milliarden Euro bzw. 5,6 Prozent der gesamten Importe aus den USA. Die USA liegen damit auf Rang 6 der Importländer.