Dass die deutsche Wirtschaft in der Krise steckt, könnte man mit Blick auf die Bilanz des Nürnberger Familienunternehmens Diehl fast vergessen. Die Firmengruppe mit ihren fünf sehr unterschiedlichen Teilkonzernen legte sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn deutlich zu. In der Folge hat Diehl nicht nur neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt, sondern investiert auch kräftig – auch in der Region.
Umsatz wächst um 21 Prozent, Gewinn übertrifft Erwartungen
Insgesamt hat die Diehl Gruppe mit Sitz in Nürnberg im vergangenen Jahr einen Umsatz von knapp 4,7 Milliarden Euro erzielt. Im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von fast 21 Prozent. Am kräftigsten hat – wie zu erwarten – das Rüstungsgeschäft zugelegt. Der Teilkonzern Diehl Defence konnte seinen Umsatz um 60 Prozent steigern, hieß es bei der Bilanzpressekonferenz. Gut lief es aber auch in der Luftfahrt-Zulieferung Diehl Aviation und bei Diehl Metering, dem Geschäft mit intelligenten Wasserzählern und Smartmetern.
Das schlägt sich auch beim Ergebnis der Firmengruppe nieder. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) machte einen Sprung: von knapp 260 Millionen Euro im Vorjahr auf nun über 460 Millionen Euro. Das Ergebnis liegt laut Diehl damit sogar über den Prognosen. Bei Diehl Metall, dem Geschäft mit Metallverarbeitung, habe man dagegen die „deutlichen Herausforderungen an allen Standorten“ zu spüren bekommen, wie es heißt.
Unter anderem wegen der Krise in der Autobranche verbucht der Teilkonzern einen Umsatzrückgang. Diehl Controls, die Komponenten-Sparte, bekam unter anderem den weiter zurückhaltenden Absatz von Wärmepumpen zu spüren und verkaufte weniger Wechselrichter. Auch in diesem Teilkonzern ging der Umsatz im vergangenen Jahr zurück.
Diehl steigert Ausgaben für Investitionen, Forschung, Entwicklung
Diehl nutzte die guten Geschäfte, um die Investitionen im vergangenen Jahr kräftig zu steigern: auf über 330 Millionen Euro. Ein Plus von 45 Prozent. Auch für Forschung und Entwicklung gab das Nürnberger Familienunternehmen deutlich mehr aus: rund 400 Millionen Euro.
Besonders das Rüstungsgeschäft Diehl Defence ist angesichts der geopolitischen Lage voll auf ein weiteres Wachstum fokussiert. „Wir sind momentan dabei, an allen Standorten unsere Kapazitäten auszubauen und investieren dort aktuell nahezu eine Milliarde Euro“, so Helmut Rauch, Vorstand von Diehl Defence. Der Betrag bezieht sich auf einen Zeitraum von mehreren Jahren. So wurde in Röthenbach im Nürnberger Land der Standort um eine neue Fabrik erweitert, in der vollautomatisiert Thermalbatterien für Flugkörper hergestellt werden. Außerdem werde hier gerade ein zweites Testzentrum in Betrieb genommen.
Image der Rüstungsindustrie „um 180 Grad gedreht“
Weil zumindest im Rüstungs- und Luftfahrtzuliefergeschäft die Auftragsbücher voll sind, braucht die Diehl Gruppe neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um weiter wachsen zu können. Gut 1.000 Menschen wurden allein im vergangenen Jahr neu eingestellt – allem voran bei Diehl Defence und Diehl Aviation. Trotz Fachkräftemangels hat Diehl aber keine größeren Probleme, neue Beschäftigte zu finden. Laut Personalvorstand Jens Böhlke bekomme man „viele Initiativbewerbungen aus der Automobilindustrie oder aus anderen Branchen, die ein schwieriges Umfeld haben“.
Das bestätigt auch Helmut Rauch, Vorstand von Diehl Defence. Mit Blick auf die lange von der Öffentlichkeit kritisch beäugten Rüstungsindustrie sagt er: „Wir sehen, dass sich unser Image um 180 Grad gedreht hat. Unsere Industrie wird wieder sehr, sehr positiv aufgenommen“. Zur Attraktivität beitragen dürfte auch, dass Diehl aus Gesamtkonzern-Sicht mit einem weiteren kräftigen Wachstum rechnet.