Von außen wirkt das Mitarbeiterrestaurant der Firma SAR in Dingolfing modern, doch auch ein wenig unscheinbar. Wenn man bedenkt, dass im Inneren gerade an der Zukunft der Gastronomie getüftelt wird. Gleich am Eingang steht das sogenannte „Future Café“, Roboterarme bereiten hier Eistee oder Kaffeevariationen zu und reichen dazu auch Kekse.
Future Café: Roboter wird zum Barista
Die Maschine sieht aus wie ein kleiner Industrieroboter und ist natürlich auch ein wenig Show. Doch sie kann weit mehr als ein gewöhnlicher Kaffeeautomat und auf das Wetter reagieren. „Wenn zum Beispiel die Luft feuchter wird bei Regen, dann schwillt die Kaffeebohne an und es kann sein, dass ein Espresso plötzlich sauer schmeckt. Hier gleicht die Technik aus, macht im Prinzip den Job eines Barista“, sagt Harald Rohrmoser, der Chef von KNEXT.
Kühlregal merkt, was fehlt
Rohrmoser weiß, wovon er spricht. Er war selbst Barista, als leitender Küchenchef in Fünf-Sterne-Hotels weltweit tätig und Professor an der südkoreanischen Woosong Universität für Hotellerie und Kulinarik. Sein Wissen will er nun auf die Roboter übertragen, denn er ist sich sicher – sie werden eine wichtigere Rolle spielen, weil sie die Arbeit erleichtern können.
Er steht im Mitarbeiterrestaurant vor einem smarten Kühlschrank, in dessen Boden Wiegezellen stecken, die das Gewicht grammgenau registrieren. „Nimmt ein Kunde etwas heraus, erkennt das der Kühlschrank und meldet es zum Beispiel an die Küche. Ich wüsste dann sofort, ich muss jetzt wieder Produkte nachkochen oder nachproduzieren“, sagt Rohrmoser.
Future Café ist rund um die Uhr geöffnet
Über Kameras an der Decke lässt sich auch feststellen, welcher Kunde welches Produkt nimmt. Ihm wird anonym eine Nummer zugeordnet, beim Bezahlvorgang muss er die Summe nur noch mit Karte begleichen, das Abrechnen einzelner Produkte an einer Kasse entfällt. Weil die Kosten für das System im laufenden Betrieb aber noch vergleichsweise hoch sind, scannen die Kunden ihren Einkauf im Restaurant derzeit noch selbst sein. Ein kniehoher Roboter reinigt den Gastraum und kann selbstständig Reinigungsmittel nachfüllen und dreckiges gegen sauberes Wasser austauschen. „Durch den Einsatz der Technik kann so ein Restaurant 24 Stunden und sieben Tage in der Woche geöffnet bleiben“, sagt Rohrmoser.
Maschinen kommunizieren untereinander
Bei den Beschäftigten kommt das gut an. Mancher sagt, dass man auch abends hin und wieder arbeiten müsse und daher froh sei, sich noch eine Kleinigkeit holen zu können. Das schmutzige Geschirr landet ebenfalls auf einem Roboter, der eigenständig in die Küche fährt, wenn er vollbeladen ist. „Er kann über einen RFID-Chip mit dem Eingang kommunizieren. Hier öffnet sich dann die Türe und er kann durchfahren“, erklärt Christoph Kübel von der Firma Wanzl. Das Leipheimer Unternehmen ist als Hersteller von Einkaufswagen bekannt, doch bietet auch ganze Ladenkonzepte an und hat das Restaurant mitentwickelt.
Nehmen Roboter Jobs weg?
Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Roboter, auch wenn sie artig stoppen, wenn man sich ihnen nähert, damit es zu keiner Kollision kommt. Manche rollen mit großen Kulleraugen durch den Gastraum und haben schon Spitznamen wie Zenzi oder Wastl bekommen. Doch könnten sie den Menschen als Arbeitskraft nicht möglicherweise verdrängen? Zumindest derzeit suchen Gastronomen händeringend nach Fachpersonal, mancherorts müssen sie ihre Öffnungszeiten einschränken. Rohrmoser erzählt von einem Gasthof in Oberbayern, der nun Servierroboter einsetzt, weil der Weg von der Küche zum Biergarten weit ist. Sie liefern die Speisen von der Küche nun zu einem Servicepunkt, dort übernimmt die Bedienung. „Wir wollen die Mitarbeiter von unnötigen Tätigkeiten entlasten. Die Bedienung hat jetzt weniger Stress und wieder mehr Zeit für die Gäste“, sagt Rohrmoser.