Als Pay-TV-Sender Sky (noch unter dem Namen Premiere) im Jahr 2000 begann, Bundesliga-Spiele in einer Konferenz zu übertragen, war das im Radio bereits ein alter Hut. Die ARD überträgt Fußball bereits seit 1952 in diesem Format, bei dem zwischen parallellaufenden Spielen gewechselt wird.
Und doch: Die TV-Übertragung der samstäglichen 15.30-Uhr-Spiele bei Sky wurde Teil der deutschen Fußballtradition. Und endet zur nun startenden Bundesliga-Saison. Eine Konferenz wird es weiterhin geben, aber nicht mehr mit den bekannten Stimmen und Gesichtern von Sky, sondern beim Konkurrent DAZN.
Illegaler Stream statt Doppel-Abo?
Diese beiden Player teilen sich die Bundesliga-Übertragungsrechte auch sonst neu und noch weiter auf: Sky überträgt das Freitagspiel sowie alle Spiele am Samstag einzeln, DAZN die Konferenz und die Spiele am Sonntag. Heißt auch: Viele Fußballfans müssten nun von Sky zu DAZN wechseln oder brauchen – wenn sie etwa alle Spiele eines einzelnen Clubs verfolgen wollen – sogar beide Abos. Kosten: Knapp 800 Euro pro Jahr.
Bleibt die Frage, ob die Fans das tatsächlich tun – oder Kontakt zu illegalen Anbietern suchen. Denn illegale Streams sind auch fast 15 Jahre nach dem viel beachteten Aus von kino.to keineswegs außer Mode. Im Gegenteil. Erst im Februar 2025 (externer Link) sprach Nick Herm von der internationalen Sky Group von Hunderten Millionen Dollar, die der Branche durch Piraterie verloren gehen, und DAZNs Sportrechte-Chef Tom Burrows warnte angesichts illegaler Streams gar vor einer Krise der Sportrechte-Industrie.
Knall in Frankreich
In Frankreich führte illegales Streaming sogar zum Knall zwischen der obersten Spielklasse Ligue 1 und dem übertragenden Sender DAZN. Der Streamingdienst erzielte mit der Ligue 1 nicht die Abo-Erfolge, die er sich erhofft hatte, wie etwa der „Kicker“ berichtet (externer Link). Grund dafür laut DAZN: Der unzureichende Kampf der französischen Liga gegen illegale Streams. DAZN wollte daraufhin zu Beginn des Jahres 2025 Zahlungen kürzen und drohte mit Kündigung des millionenschweren Rechte-Vertrags. Mittlerweile betreibt die Liga einen eigenen Streaming-Service zur Übertragung ihrer Spiele.
Zu Beginn der Saison 2024/25 hatten in einer Umfrage des Instituts Odoxa (externer Link) fünf Prozent der Befragten angegeben, Fußball illegal zu verfolgen. 65 Prozent der Fußballfans gaben zudem an, dass die von DAZN aufgerufenen Preise Leute zum illegalen Sport-Schauen ermutigen könnten.
Schaden enorm
Auch in Deutschland wird das Verfolgen der Bundesliga nicht zuletzt durch die neue Rechte-Situation für viele wohl teurer. Drohen französische Verhältnisse? „Nein“, antwortet die Deutsche Fußball Liga (DFL) knapp auf die BR24-Anfrage, ob sie in Folge der neuen Rechte-Lage in der Bundesliga mit einem Anstieg der Nutzung illegaler Streams rechnen.
Zugleich verweist man darauf, dass das Problem durchaus vorhanden ist. DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel spricht von einem enormen Schaden, den Piraterie verursache. Darum investiere man seit Jahren in digitalen Rechteschutz und arbeite mit Strafverfolgungsbehörden zusammen. Unter anderem nutzt die DFL dafür eine eigene Software namens „ryghts“, die in sozialen Medien, Web und IP-TV nach illegalen Inhalten sucht, diese meldet und beenden lässt.
Schwer fassbares Phänomen
Wie viele Menschen in Deutschland aktuell oder in Zukunft illegal die Bundesliga schauen, lässt sich zugleich kaum sagen. „Die Problemlage ist schwierig“, erklärt etwa Fanforscher Harald Lange von der Uni Würzburg gegenüber BR24. So kenne er keine belastbaren Zahlen zum illegalen Streaming, während es gleichzeitig aber eine ganze Reihe an Gründen gebe, weshalb Fans auf die verschiedenen Abos verzichten.
Der Verband privater Medien „Vaunet“ weist auf BR24-Anfrage auf eine Studie von 2023 hin, laut der 5,9 Millionen Personen in Deutschland Free- oder Pay-TV-Sender illegal live mitschauen.
Gefahr für Illegal-Streamer
Schaden anrichten kann illegales Streaming derweil nicht nur bei DAZN, Sky und Co. Skys Anti-Piraterie-Beauftragter Fabian Seitz weist darauf hin, dass sich Nutzer mit illegalen Sticks und Streams durchaus auch Schadsoftware- und Datendiebstahl-Gefahren aussetzen. Theoretisch sind zudem auch teure Abmahnungen möglich, wie „ZDF Heute“ darlegt (externer Link).