Für Jubelstürme hatte der Tarifabschluss für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen schon im April nicht gesorgt. Die Einigung war nach einem längeren Konflikt mit etlichen Streiks in Kitas, bei der Müllabfuhr, in Kliniken und auch an Flughäfen am 6. April in Potsdam ausgehandelt worden. In Bayern gilt er für etwas mehr als 300.000 Tarifkräfte, bundesweit für 2,6 Millionen.
Die Einkommen werden – steht dort schwarz auf weiß zu lesen – in einem ersten Schritt um drei Prozent, mindestens aber um 110 Euro monatlich erhöht. Für Auszubildende gibt es pauschal 75 Euro mehr im Monat, beides rückwirkend zum 1. April.
Ein Scherz vielleicht? Das fragen sich inzwischen einige. Denn noch ist das Gehaltsplus nicht bei ihnen angekommen. Dass es dauert, bis alle Gehaltstabellen angepasst und entsprechende Überweisungen getätigt werden, das leuchtet den meisten ja noch ein. Aber fast fünf Monate?
Gewerkschaften: Verzögerungen nicht nachvollziehbar
Auch bei den Gewerkschaften ist Unmut zu hören. Dass die Nachzahlung so lange dauert, sei nicht nachvollziehbar, heißt es bei Verdi in Bayern. Wie nach jeder Tarifrunde hatten die Gewerkschaften auch diesmal mit den Arbeitgebern sogenannte Redaktionsverhandlungen durchgeführt. Das ist üblich. Der oft zu nachtschlafender Zeit erzielte Kompromiss muss noch aufbereitet, einzelne Dinge nachgerechnet werden. Beim ein oder anderen Punkt kann es dann durchaus nochmal zu Diskussionen kommen.
Diesmal sollen sie heftiger ausgefallen sein, berichten Insider. Der Tarifvertrag umfasst mehrere Punkte – nicht nur zum Gehaltsplus. Bis Ende Juli saßen Vertreter beider Seiten über dem finalen Text. Dabei stand fest: Es gibt auf jeden Fall drei Prozent, mindestens aber 110 Euro mehr – rückwirkend zum 1. April. Das hätten die Arbeitgeber eigentlich gleich umrechnen und anweisen können, meint Verdi.
So sieht es auch der Bayerische Beamtenbund. Auch er vertritt Tarifkräfte und saß mit am Verhandlungstisch in Potsdam. Man hätte zumindest die prozentuale Erhöhung unter Vorbehalt zahlen können, heißt es auf Nachfrage. Einige Kommunen wollten das zum Teil so machen. Der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) Bayern habe sich aber quergestellt. Wertschätzung sei etwas anderes, betonen beide Gewerkschaften.
Arbeitgeber: Zahlung erst nach Verhandlungsende
Nachgefragt beim KAV Bayern verweist der auf seine Regularien. Erst wenn der Text endgültig steht, werde die sogenannte „Zahlbarmachung“ freigegeben. Das heißt, erst dann können sich die Kommunen, die im Verband organisiert sind, an die Überweisungen für ihre Beschäftigten machen.
Mit den Gewerkschaften wurde eine Erklärungsfrist vereinbart, damit wirklich alle Differenzen ausgeräumt sind. Diese „Zahlbarmachung“ liegt seit kurzem vor. Es könnte also durchaus sein, dass der ein oder andere Beschäftigte Ende des Monats das fehlende Geld überwiesen bekommt, vielleicht aber auch erst mit dem Septembergehalt.
Würzburg schneller als andere Städte
Es sind inzwischen immerhin fünf Monate vergangen. Also mindestens 550 Euro und 375 Euro für Auszubildende, die den Beschäftigten zwar zustehen, aber bei den meisten noch nicht auf dem Konto eingegangen sind. Wer knapp bei Kasse ist, könne das Geld gut gebrauchen, heißt es von Verdi Bayern. So sind halt die Regularien, sagt der Arbeitgeberverband.
Wann welche der rund 3.000 öffentlichen Arbeitgeber im Freistaat nun überweist, dazu könne man keine Angaben machen. Aber es werde rückwirkend zum 1. April gezahlt. In München soll das Geld Ende September überwiesen werden. Die Umsetzung dauert, weil zum Teil externe Dienstleister beauftragt werden. In Nürnberg wird laut Personalreferent ebenfalls Ende September ausgezahlt.
Nächste Gehaltssteigerung steht schon an
In Würzburg ist man schneller in der Verwaltung. Es sei zwar sportlich gewesen, aber mit dem Augustgehalt werde die Erhöhung in den nächsten Tagen nun „endlich ausgezahlt“. Die beruhigende Nachricht: Das nächste Gehaltsplus steht ab Mai 2026 mit weiteren 2,8 Prozent an. Das dürfte dann gleich umgesetzt werden: Schließlich sind die bürokratischen Hürden nun endlich überwunden.