Es gibt viele Gewinner von Künstlicher Intelligenz (KI) – Millionen von Menschen, die kostenfrei Chatbots wie Gemini oder ChatGPT nutzen. Aber es gibt auch Verlierer. Nina George ist eine Bestsellerautorin. Ihre Bücher sind viel gelesen, auch von der KI. Laut ihrer Aussage dienten ganze 59 ihrer Bücher, darunter Übersetzungen in viele Sprachen, zu Schulungszwecken für Meta oder höchstwahrscheinlich auch ChatGPT: „Nirgendwo wurden wir gefragt.“
Zu geizige Tech-Firmen?
Die Tech-Firmen halten sich bedeckt, was ihre Software und das benutzte Material angeht. Immerhin – dank der Recherche der Zeitschrift „Atlantic“ [externer Link; möglicherweise Bezahl-Inhalt] – weiß George zweifelsfrei, dass ihre Werke benutzt wurden, damit die KI nicht wie ein künstlicher Idiot daher plappert.
Und da würde man denken, nichts leichter als das, eine Entschädigung zu erhalten – so wie es etwa bei Fotos, die ohne Genehmigung abgedruckt werden, gang und gäbe ist. Aber im Kleingedruckten des Urheberrechtsgesetzes gebe es eine Ausnahme, sagt George, eine Schranke: „Mein Recht endet, und das Recht der Allgemeinheit beginnt.“ Was beispielsweise erlaube, dass Kopien aus einem Buch gemacht werden dürften. Seit 2021 gebe es aber eben auch die sogenannte „Text- und Data-Mining-Schranke“. Das bedeute, so George: „Ich habe nicht mehr das Recht, ‚Nein‘ zu sagen, wenn jemand meine Werke untersucht. Und KI-Entwickler, angeführt übrigens damals von Microsoft, haben das so ausgelegt, dass das auch für die Entwicklung generativer Technologien kostenfrei und ohne zu fragen abgegolten ist.“
Für George gibt es allerdings einen ganz banalen Grund, die Tech-Firmen seien „geizig für das zu bezahlen, was ihre Produkte so außerordentlich erfolgreich macht“, das heißt, sie haben kein Interesse, die Urheber des Schulungsmaterials an ihren Gewinnen zu beteiligen.
Verdrängt KI echte Autoren aus dem Markt?
George ist eine wichtige Stimme im European Writers’ Council. Hier geht es darum, die rechtliche Position der Urheberinnen und Autoren zu stärken. Was George Angst macht, ist eine langfristige Perspektive: das Überschwemmen des Buchmarkts durch von der KI generierte Bücher. „Der Markt wird immer kleiner. Ich denke da zum Beispiel an Amazon. Es gibt unfassbar viele Selfpublishing-Titel, das ist halt zusammen geschmierter Dreck. Das reicht vom Pilzratgeber, der einen tödlichen Pilz als essbar darstellt, bis zu irgendeinem Kinderbuch, was erst mal sämtliche Rechte verletzt, die man sich so vorstellen kann. Die drücken in den Markt. Und wer das nicht gekennzeichnet wird, dann wird auch der Leser ziemlich betrogen.“
George hat eine Entscheidung getroffen: Falls die Tech-Konzerne je ihr ein Angebot machen, sie werde es ablehnen. Wie George sehen es, laut einer Umfrage, gut die Hälfte aller Autorinnen und Autoren.