Der spanische öffentlich-rechtliche Rundfunksender RTVE hat angekündigt, den Eurovision Song Contest 2026 im Falle einer Teilnahme Israels zu boykottieren. Wenn der israelische Sender KAN von den Mitgliedstaaten der Europäischen Rundfunkunion nicht vom Wettbewerb im kommenden Mai ausgeschlossen werde, „müsste RTVE zum ersten Mal in der Geschichte seine Drohung wahr machen, sich aus dem Wettbewerb zurückzuziehen“, erklärte RTVE am Dienstag.
Spanischer Kulturminister unterstützt Boykott
Neben Spanien drohen auch Irland, Island, Slowenien und die Niederlande mit einem ESC-Boykott. Spanien gehört aber neben Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien zu den fünf großen ESC-Geldgebern, die neben dem Gastgeberland automatisch für das Finale qualifiziert sind.
Am Montag hatte sich der spanische Kulturminister Ernest Urtasun für einen Boykott ausgesprochen. „Wenn es uns nicht gelingt, Israel auszuschließen, sollte Spanien nicht teilnehmen“, sagte Urtasun. Wegen der Kritik am militärischen Vorgehen Israels im Gazastreifen hatte Regierungschef Pedro Sánchez bereits im Mai einen Ausschluss Israels vom ESC gefordert. Am Dienstag hatte eine UN-Untersuchungskommission Israel vorgeworfen, in Gaza einen Völkermord zu verüben.
Entscheidung im Dezember
ESC-Direktor Martin Green hatte vergangene Woche Verständnis für die Bedenken angesichts der katastrophalen Lage im Gazastreifen geäußert. Die verantwortliche European Broadcasting Union (EBU) hat ihre Mitgliedstaaten zu Konsultationen zu dem Thema aufgerufen. Eine Entscheidung über Israels Teilnahme steht aber erst im Dezember bei der EBU-Generalversammlung an.
Viele Gegner der Teilnahme Israels verweisen auf den Ausschluss Russlands im Jahr 2022, der aufgrund des Angriffs auf die Ukraine erfolgt war. „Die Entscheidung spiegelt die Besorgnis wider, dass angesichts der beispiellosen Krise in der Ukraine die Aufnahme eines russischen Beitrags in den diesjährigen Wettbewerb den Wettbewerb in Verruf bringen würde“, hieß es damals von Seiten der EBU.
Jubiläums-Ausgabe in Wien
Bereits die vergangenen beiden Wettbewerbe in Basel und im schwedischen Malmö waren von Kontroversen über Israels Kriegsführung im Gazastreifen überschattet worden. Vor der Ausstrahlung des ESC-Finales im Mai hatte der spanische Sender RTVE eine Botschaft gezeigt, in der „Frieden und Gerechtigkeit für Palästina“ gefordert wurde.
Rund um die Veranstaltungen war es zu Demonstrationen gegen die israelische Teilnahme und den Krieg in Gaza gekommen.
Gewonnen hatte in Basel der österreichische Sänger JJ. Er sicherte Österreich damit das Recht, den ESC 2026 auszurichten. Auch er hat sich bereits gegen eine Teilnahme Israels ausgesprochen. Der ESC in Wien ist bereits die 70. Ausgabe des Musikwettbewerbs. An dem Spektakel nehmen üblicherweise mehr als 35 Länder teil. Finanziert wird der Wettbewerb von den Mitgliedern der EBU.
mit Material von dpa.

