Der Autozulieferer Bosch plant weitere Einsparungen und den Abbau von rund 13.000 Arbeitsplätzen, hauptsächlich in der Zuliefersparte Mobility an deutschen Standorten. Die Maßnahmen sollen nach Unternehmensangaben aus Gerlingen bei Stuttgart bis Ende 2030 umgesetzt sein. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ (externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt) berichtet.
Bosch will Kosten senken – auch in Bayern
Größere Anpassungen plane Bosch unter anderem an den Standorten Stuttgart-Feuerbach, Schwieberdingen, Waiblingen und Bühl/Bühlertal in Baden-Württemberg sowie im saarländischen Homburg.
Und wie stellt sich die Situation in Bayern dar? Nach Angaben einer Unternehmenssprecherin sind zumindest an den fränkischen Bosch-Standorten derzeit keine weiteren Einschnitte vorgesehen, wie sie dem Bayerischen Rundfunk mitteilte.
Betroffen sind vor allem die Werke in Immenstadt im Allgäu und in Holzkirchen bei München, wo Stellenstreichungen bevorstehen. In Immenstadt beschäftigt Bosch rund 4.200 Mitarbeitende und produziert dort unter anderem Bremskraftverstärker und Kamerasysteme. Etwa 650 Arbeitsplätze sollen hier wegfallen.
Nach dem Unternehmenssitz der ITK Engineering in Rheinland-Pfalz ist Holzkirchen der zweitgrößte Standort der Bosch-Tochter. Am Bosch-Campus arbeiten rund 200 Beschäftigte, insbesondere in der Software- und Systementwicklung. Wie viele Stellen dort konkret abgebaut werden, ist laut einem Unternehmenssprecher noch nicht endgültig entschieden. Fest steht bislang lediglich, dass ITK Engineering innerhalb der kommenden zwei Jahre bundesweit 274 seiner rund 1.000 Arbeitsplätze streichen wird.
Bosch unter Druck: Nachfrageflaute und harter Wettbewerb
„Wir müssen dringend an der Wettbewerbsfähigkeit im Mobility-Bereich arbeiten und unsere Kosten weiter dauerhaft senken. Dazu setzen wir viele Hebel in Bewegung“, sagte Bosch-Geschäftsführer und Arbeitsdirektor Stefan Grosch. „Bedauerlicherweise kommen wir dabei auch nicht um einen weiteren Stellenabbau über das bereits kommunizierte Maß herum. Das schmerzt uns sehr, doch es führt leider kein Weg daran vorbei.“
Bosch verwies auf die verhaltene Nachfrage am Automarkt vor allem in Deutschland und den zu langsamen Markthochlauf von Elektromobilität, automatisiertem Fahren und Wasserstoffantrieben. In die Technologien steckte Bosch über die Jahre zig Milliarden Euro. Doch jetzt gebe es nicht genug Aufträge und Überkapazitäten. Dazu komme ein harter Wettbewerb in China, auch für die Zulieferer, und Belastungen durch die US-Zollpolitik. Bosch will mit den Einsparungen die Umsatzrendite in der Autosparte auf sieben Prozent schrauben. Im vergangenen Jahr waren es 3,8 Prozent.
IG Metall warnt vor sozialem Kahlschlag
Die Gewerkschaft IG Metall reagierte empört. „Es steht außer Frage, dass die Situation in der deutschen und europäischen Automobil- und Zulieferindustrie sehr angespannt ist“, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Geschäftssektors Mobility, Frank Sell, einer Mitteilung zufolge. „Einen Personalabbau dieser historischen Größenordnung – ohne gleichzeitige Zusagen zur Sicherung unserer Standorte in Deutschland – lehnen wir jedoch entschieden ab!“ Bosch verspiele damit Vertrauen und sorge für „einen sozialen Kahlschlag in vielen Regionen“, kritisierte Sell.
Die IG Metall kündigte Widerstand gegen die Maßnahmen an. „Wir werden uns als IG Metall wehren. Es geht um viele tausend Beschäftigte von Bosch, die ihren Arbeitsplatz verlieren, es geht um deren Familien und es geht um Regionen, die Perspektive, Kaufkraft und Steuereinnahmen verlieren.“ Es gehe aber auch um den Industriestandort als Ganzes.
Die Krise in der Automobilindustrie machte dem weltgrößten Autozulieferer zuletzt schwer zu schaffen. Bereits seit Ende 2023 gibt es bei Bosch eine ganze Reihe von Stellenabbauprogrammen. Bosch habe seit Anfang vergangenen Jahres einen Abbaubedarf von 9.000 Stellen in Deutschland beim Unternehmensbereich Mobility kommuniziert, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit.
Einsparungen in Milliardenhöhe geplant
Im vergangenen Jahr war der Umsatz der Zuliefersparte um 0,7 Prozent auf 55,8 Milliarden Euro gesunken. Für das laufende Geschäftsjahr rechnete Bosch zuletzt mit einem leichten Wachstum. Der größte Bosch-Geschäftsbereich ist für mehr als 60 Prozent des Gesamtumsatzes von gut 90 Milliarden Euro verantwortlich.
Ende 2024 hatte der Konzern weltweit insgesamt fast 417.900 Beschäftigte – und damit rund 11.600 weniger als ein Jahr zuvor. In Deutschland sank die Mitarbeiterzahl um gut 4.500 auf mehr als 129.600 (minus 3,4 Prozent). In der Mobility-Sparte in Deutschland arbeiteten zuletzt etwas über 70.000 Menschen, wie Arbeitsdirektor Grosch sagte.
Mit Informationen von dpa