Bayern hat deutschlandweit die mit Abstand niedrigste Fachkraft-Quote in Kitas. Das geht aus einer neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. Laut Empfehlung des Bundesfamilienministeriums sollten mindestens 82,5 Prozent des pädagogischen Personals in einer Kita über einen einschlägigen Fachschulabschluss verfügen – dann erfüllt das Team die sogenannte „hohe Fachkraft-Quote“. In Bayern ist das aber kaum der Fall.
Nur knapp vier Prozent aller bayerischen Kita-Teams erreichen diese Quote – der bundesweit letzte Platz. Bei Spitzenreiter Thüringen sind es knapp 90 Prozent, und in Hamburg, das auf dem vorletzten Platz liegt, immerhin noch 14 Prozent. Aus dem bayerischen Sozialministerium heißt es, wer als „Fachkraft“ gilt, sei in jedem Bundesland anders geregelt.
Die Studie zeigt ein deutliches Ost-West-Gefälle: Die zehn Landkreise und kreisfreien Städte, die den höchsten Anteil an Kitas mit hoher Fachkraft-Quote aufweisen, liegen allesamt in Ostdeutschland – die zehn Kreise mit dem niedrigsten Anteil allesamt in Bayern.
Verdi: „Mehr Bildung und Betreuung und weniger Aufbewahrung“
Der Freistaat als Schlusslicht, das kritisiert die Gewerkschaft Verdi. Qualifikation spiele eine zentrale Rolle in der pädagogischen Arbeit, sagt Martina Meyer, Erzieherin und Vorsitzende des bayerischen Verdi-Vorstands Erziehung, Bildung, Soziale Arbeit: „Kindern einen guten Umgang mit Konflikten beizubringen, sie einzeln in schwierigen Situationen zu begleiten oder mit einer Gruppe partizipativ zu arbeiten, erfordert Zeit und eine qualifizierte Ausbildung“, so Meyer. „Ein hoher Anteil Fachkräfte bedeutet also mehr Bildung und Betreuung und weniger Aufbewahrung.“
Die Staatsregierung müsse daher den Fachkräfteanteil in Bayerns Kitas erhöhen. Zum Beispiel, indem sich der Freistaat stärker an der Kita-Finanzierung beteilige. So hätten Träger und Kommunen laut Gewerkschaft mehr Mittel für qualifiziertes Personal – schließlich würden Fachkräfte höher vergütet als Ergänzungs- oder Hilfskräfte.
Scharf: Frühkindliche Bildung in Bayern „Top-Priorität“
Bayerns Sozialministerium hält dagegen: Qualität lasse sich nicht nur über eine Quote oder bestimmte Berufsabschlüsse überprüfen. Zudem sei die Definition, wer als „Fachkraft“ gilt, in jedem Bundesland anders geregelt. Zu pädagogischen Ergänzungskräften zählten auch staatlich geprüfte Kinderpflegerinnen und Berufspraktikanten, die gerade eine Erzieherausbildung durchlaufen. „Es werden Äpfel mit Birnen verglichen“, sagt CSU-Sozialministerin Ulrike Scharf. „Das ist nicht fair gegenüber dem Kita-Personal.“ Frühkindliche Bildung in den Kitas habe in Bayern „Top-Priorität“.