Die Wechseljahre sind eine Achterbahnfahrt der Hormone. Östrogen und Progesteron haben bis dahin den weiblichen Zyklus dominiert. Hat eine Frau die Vierzig überschritten, baut der Körper diese Hormone allmählich ab. Es kommt zur Menopause – zur letzten Periodenblutung im Leben einer Frau – durchschnittlich im Alter von 51 Jahren. Dieser Hormonabbau passiert nicht gleichmäßig, sondern schwankend: Es geht auf und ab – auch mit Gefühlen und Beschwerden.
Wechseljahrsbeschwerden betreffen Körper und Psyche
80 Prozent der Frauen haben Hitzewallungen. Viele nehmen an Gewicht zu. Auch Gelenkschmerzen können auftreten. Außerdem leidet die Psyche, was sich in Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen zeigt. Laut einer Befragung der Krankenkasse DAK-Gesundheit aus dem Jahr 2025 leiden 70 Prozent der Frauen in den Wechseljahren an Konzentrationsproblemen. 60 Prozent fühlen sich von ihrem Arbeitsalltag überfordert. Fast jede dritte Frau hat sich schon wegen Wechseljahrsbeschwerden krankschreiben lassen.
Deutsche Menopause Gesellschaft berät Firmen
Die Frauenärztin Anneliese Schwenkhagen von der Deutschen Menopause Gesellschaft berät Unternehmen, wie sie Frauen in der Mitte des Lebens unterstützen können: „Damit sich Frauen gut aufgestellt fühlen und wissen, was ihre Optionen sind. Und Firmen diesen Frauen auch Optionen anbieten, wie sie gut durch die Wechseljahre kommen können.“ Dazu zählen zum Beispiel Möglichkeiten wie Homeoffice oder flexible und verkürzte Arbeitszeiten. Hilfreich sind auch Ruheräume, in denen sich Frauen tagsüber zurückziehen können.
Kritische Sicht auf die Hormonersatztherapie
Bei Wechseljahrsbeschwerden kann eine Hormonersatztherapie helfen. Dem Körper werden dabei die Hormone zugeführt, die abhandenkommen: Östrogen und Progesteron. Die Pharmaindustrie stellt bioidentische Hormone auf pflanzlicher Basis her, etwa aus der Yamswurzel. Aber: Nur wenige Frauen in den Wechseljahren greifen darauf zurück. Im Jahr 2000 nahm noch jede dritte Frau in Deutschland Hormone. Aktuell ist nur jede 16. Frau dazu bereit, laut Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse.
Ein Grund für das Unbehagen: Eine große US-Studie, bekannt als WHI-Studie, aus dem Jahr 2002, die bis heute nachwirkt. Damals erreichte die Nachricht die Öffentlichkeit, dass Hormongaben das Brustkrebsrisiko angeblich dramatisch erhöhen. Die Autoren der WHI-Studie entschuldigten sich 2016 öffentlich, gaben Fehlinterpretationen zu und machten sich für die Hormonersatztherapie stark. Wörtlich: „Der Nutzen dieser Ersatzbehandlung übersteigt bei weitem mögliche Risiken.“ Trotzdem genießt die Hormonersatztherapie bis heute keinen guten Ruf.
Hormonersatztherapie kann Beschwerden lindern
Aktuelle Untersuchungen legen nahe, dass eine Hormonersatztherapie das Brustkrebsrisiko leicht erhöht. Aber nicht mehr als andere Faktoren wie Übergewicht oder Alkoholkonsum. Bei starken Beschwerden können Hormone das Mittel der Wahl sein. „Wenn Frauen gleichzeitig Angebote zur Mammografie wahrnehmen und regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen, ist das Brustkrebsrisiko einer modernen Hormonersatztherapie überschaubar“, betont die Hormonexpertin Nina Rogenhofer von der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
Petra Stute von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Bern sagt: „Viele Frauen haben aufgegeben und denken, sie müssen da jetzt durch. Aber ich sitze auf der anderen Seite und weiß, dass sich Hormongaben nach einigen Wochen positiv auswirken können.“ Aus ihrer Sicht ist die Hormonersatztherapie eine Erfolgsgeschichte. Aber für manche gibt es erhöhte Risiken: Frauen, die Brustkrebs haben oder hatten, sollten keine Hormonersatztherapie machen. Abgeraten wird auch bei Thrombosen, Adipositas oder nach einem Schlaganfall.
Hitzewallungen ohne Hormone behandeln
Seit zwei Jahren gibt es in Europa außerdem ein Medikament, das ohne Hormone auskommt: Fezolinetant. Eine weitere Alternative namens Elinzanetant kommt demnächst auf den Markt. Petra Stute: „Diese Medikamente setzen am thermoregulatorischen Zentrum im Gehirn an. Sie können Hitzewallungen sehr effektiv reduzieren.“ Gegen alle anderen Wechseljahrsbeschwerden helfen sie aber nicht. Pflanzliche Mittel wie Traubensilberkerze, Salbei oder Hopfen können einzelne Beschwerden lindern.
Ein Lichtblick für alle Frauen in der Lebensmitte: In den Jahren nach der letzten Blutung hört die Achterbahnfahrt der Hormone allmählich auf. Der Hormonspiegel stabilisiert sich auf niedrigem Niveau. Die Beschwerden werden meist leichter.

