Bemooste Hügel im Vordergrund, einsame kahle Bäume und karstige Felsen. Im Hintergrund ein diffuses, kahles Gebirge – meisterhaft in zarten Farbschichten fast transparent gemalt. Und überall wallt der Nebel, hüllt die Landschaft wie ein Betttuch ein. „Die Riesengebirgslandschaft mit aufsteigendem Nebel“ von 1820 ist das wichtigste der sechs Caspar David Friedrich Gemälde in der Pinakothek in München.
Das Gemälde verbirgt ein Rätsel
Auf dem Bild fehlt eigentlich nur die Rückenansicht eines Wanderers. Sonst ist es mit dem Meisterwerk der Hamburger Kunsthalle („Der Wanderer über dem Nebelmeer“) absolut vergleichbar. Tatsächlich hat Caspar David Friedrich auf dem Münchner Gemälde auch etwas übermalt. Eine dunkle Verfärbung weist möglicherweise auf eine Figur hin, die dort gewesen sein könnte.
Schon 1916, gleich nach der Wiederentdeckung des Malers, kam das Bild in die Sammlungen der Pinakotheken. Jochen Meister vom Referat Bildung und Vermittlung der Pinakotheken hält die „Riesengebirgslandschaft“ für eines der wichtigsten Bilder von Caspar David Friedrich. „Das hört sich dann immer so an, aber es ist doch das Bild, das ganz speziell hier mit Friedrich verbunden wird und am längsten schon in der Sammlung ist.“
Caspar David Friedrich nur an zwei Orten in Bayern
Der norddeutsche Malerheld Friedrich kommt in Bayern nur an zwei Orten richtig zur Geltung: Im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt und in der Neuen Pinakothek in München. Die wird gerade umgebaut, weshalb die sechs Friedrich-Gemälde heute im Erdgeschoss der Alten Pinakothek gezeigt werden, vom Eingang aus gleich links.
Natürlich, räumt Jochen Meister ein, sei die Neue Pinakothek kein Caspar-David-Friedrich-Museum. „Dennoch, wenn ein Künstler anlässlich des Jubiläums so prominent besprochen und gezeigt wird, fanden wir das einfach wichtig, dem einen Programmschwerpunkt zu widmen.“ Immerhin sechs Werke besitzt die Pinakothek. „Die bilden auch noch wunderbar die unterschiedlichen Bereiche ab, die man mit ihm verbinden kann.“ Für den Programmschwerpunkt werden die sechs Friedrich-Werke im Raum der Alten Pinakothek noch mustergültig mit passenden Gemälden seiner Zeitgenossen ergänzt – unter anderem von Karl Friedrich Schinkel, Carl Blechen und Johan Christian Clausen Dahl.
Was zum Jubiläum geplant ist
Zehn Führungen gibt es immer mittwochs zu den Werken Caspar David Friedrichs, jeweils zu unterschiedlichen Fragestellungen, außerdem zwei inklusive Führungen am Samstag – auch in einfacher Sprache, und zwei Online-Chat-Angebote. Am 7. Oktober überraschend über „Caspar David Friedrich und Joseph Beuys“ und am 2. Dezember über den Einfluss, den Friedrich immer noch auf die zeitgenössische Kunst hat. Dabei ließe sich über jedes der sechs Werke Friedrichs in München auch locker ein eigenes Seminar veranstalten.
Weitere Gemälde des Romantikers in München
Völlig untypisch zum Beispiel „Der Sommer (Landschaft mit Liebespaar)“ von 1807. Die dazugehörige Winterlandschaft war beim Brand des Münchner Glaspalastes zerstört worden.