Christian Jünger hat die Leitung der Penguin Random House Verlagsgruppe in einer Zeit übernommen, in der sich der Buchmarkt in einer immer wieder als herausfordernd beschriebenen Situation befindet. Im vergangenen Jahr, so gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels kürzlich bekannt, gab es zwar einerseits ein leichtes Umsatzplus von 0,8 Prozent – andererseits aber ging die Zahl der verkaufter Bücher um 1,7 Prozent zurück. Vereinfacht gesagt: Weniger Menschen kaufen mehr Bücher.
Mit den Worten der Vorsteherin des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friderichs, ist die Lage auf dem Buchmarkt folglich „weiterhin stark angespannt“. Wie stellt sich diese Entwicklung für die größte Verlagsgruppe in Deutschland dar? Über 40 Verlage gehören zu Penguin Random House, gut 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten an den Standorten München, Gütersloh, Berlin und Stuttgart. Aus Christian Jüngers Perspektive steckt der Buchmarkt indes nicht in einer Krise. Im Gegenteil: Er wachse sogar leicht.
Bücher-Boom bei jungen Erwachsenen
Der Geschäftsführer von Penguin Random House erwähnt, dass einige Segmente im vergangenen Jahr durchaus stärker gewachsen seien. „Die Belletristik ist 2024 um etwa vier Prozent gewachsen. Der Sachbuchmarkt um etwa acht Prozent“, sagt er. Diese Zahlen wurden für den „Branchen-Monitor Buch“ ermittelt. Der Zuwachs im Bereich Sachbuch ist demnach vor allem auf die Verkaufserfolge von Angela Merkels Memoiren „Freiheit“ und Elke Heidenreichs Essay „Altern“ zurückzuführen – beides keine Penguin Random House-Titel.
Christian Jünger verweist zudem auf einzelne Genres im Bereich Literatur: „Beispielsweise Young oder New Adult, also Bücher, mit denen vor allem junge Erwachsene angesprochen werden. Da kann man sogar von einem richtigen Boom sprechen.“ Von diesem Trend profitiert auch der stationäre Buchhandel. Leserinnen und Leser kaufen die Bücher gerne in der Buchhandlung.
Mehr Aufmerksamkeit für junge deutschsprachige Literatur
Das Genre sei auch für das eigene Haus wichtig, sagt Christian Jünger. Daneben will er aber – angesprochen auf seine Pläne für die Ausrichtung der Verlagsgruppe – auch der jungen deutschsprachigen Literatur mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Man wolle auf die anspruchsvolle Literatur in Zukunft einen stärkeren Fokus als in der Vergangenheit richten.
Wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen an den Spitzen der deutschen Verlage ist Jünger der Auffassung, dass es sich bei Büchern um besondere Produkte handele. Sie seien ein Kulturgut, mit denen die Verlage in Deutschland einen wichtigen gesellschaftlichen Mehrwert leisten würden. „Das Lesen ist für mich insgesamt eine sehr eine wichtige Kulturtechnik, die uns Menschen dabei hilft, an Debatten teilzunehmen und sich auch in andere Perspektiven hineinzuversetzen.“