Assange wird in den USA beschuldigt, ab 2010 rund 700.000 vertrauliche Dokumente über militärische und diplomatische Aktivitäten der USA veröffentlicht zu haben. Die Papiere enthielten brisante Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen durch US-Militärangehörige. Die USA warfen dem Australier daraufhin Geheimnisverrat vor. Zahlreiche Unterstützer sehen Julian Assange dagegen als Journalisten, der mutmaßliche Kriegsverbrechen aufgedeckt hat.
Assange – Rückkehr nach Australien?
Der Australier soll am Mittwoch um 09.00 Uhr (Ortszeit, 01.00 Uhr MESZ) vor einem Bundesgericht auf den Marianen erscheinen, einem US-Territorium im Pazifik. Er könnte zu 62 Monaten Haft verurteilt werden. Die Zeit, die Assange in Großbritannien im Gefängnis saß, würde ihm dabei angerechnet. Damit könnte Assange nach Australien zurückkehren. Allerdings ist noch ungewiss, wie die Zukunft von Assange in Australien aussehen könnte.
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AP soll ein Flugzeug mit Assange an Bord inzwischen in Thailand gelandet sein. Die Chartermaschine traf auf dem internationalen Flughafen Don Mueang nördlich von Bangkok ein. Zunächst war unklar, ob die Landung lediglich dazu diente, zu tanken, oder ob Assange auf andere Weise weiter auf die Nördlichen Marianen, einem US-Außengebiet im westlichen Pazifik, reisen würde, hieß es.
Assange wird nach Angaben des australischen Premierministers Anthony Albanese weiter konsularisch betreut. „Ich möchte sagen, dass die australische Regierung Herrn Assange weiterhin konsularische Unterstützung gewährt hat, und zwar durch den Hochkommissar in Großbritannien, Stephen Smith, der Herrn Assange bei seiner Ausreise aus Großbritannien begleitete, und durch den Botschafter in den USA, Kevin Rudd, der ebenfalls wichtige Unterstützung leistet“, sagte Albanese. Der Premier hatte sich in den vergangenen Jahren immer wieder für eine Lösung in dem Fall stark gemacht.
Assange: 14 Jahre lang Hausarrest und Gefängnis in Großbritannien
Assange wurde 2010 in Großbritannien zum ersten Mal aufgrund eines schwedischen Haftbefehls wegen des Vorwurfs eines Sexualverbrechens festgenommen. Der Haftbefehl wurde später fallengelassen.
Seither stand Assange zeitweise unter Hausarrest, hielt sich sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London auf und wurde seit 2019 im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh festgehalten. Dort heiratete er seine Lebensgefährtin Stella, mit der er zwei Kinder hat.
Stella Assange bittet um finanzielle Hilfe für ihren Mann
Stella Assange rief Unterstützer zu Hilfe für ihren Mann nach seiner Freilassung auf. „Wir beabsichtigen, einen Notfallfonds einzurichten für Julians Gesundheit und Genesung“, sagte sie in einem Videoclip, der in der Nacht zum Dienstag auf YouTube veröffentlicht wurde. Assanges Team hatte zuletzt wiederholt gewarnt, der Gesundheitszustand des Wikileaks-Gründers sei schlecht. An Gerichtsterminen nahm er deshalb nicht persönlich teil.
„Ich bitte Euch, wenn Ihr könnt, einen Beitrag zu leisten und uns beim Übergang in diese neue Phase der Freiheit von Julian zu helfen“, sagte Stella Assange weiter. Das Video wurde den Angaben zufolge am 19. Juni aufgezeichnet. Wikileaks-Chef Kristinn Hrafnsson sagte darin: „Wenn Ihr dies seht, heißt das, dass er draußen ist.“
Mutter von Assange dankt Unterstützern
Die Mutter von Wikileaks-Gründer Julian Assange hat nach dessen Freilassung aus der Haft in London den vielen Unterstützern gedankt, die sich jahrelang für den Australier eingesetzt haben. „Ich bin dankbar, dass das Martyrium meines Sohnes endlich ein Ende findet“, zitierte der australische Sender ABC am Dienstag aus einer Mitteilung von Christine Assange. „Das zeigt, wie wichtig und mächtig stille Diplomatie ist.“ Weiter sagte sie: „Viele haben die Situation meines Sohnes ausgenutzt, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen, daher bin ich den unsichtbaren, hart arbeitenden Menschen dankbar, die Julians Wohlergehen über alles andere gestellt haben.“
SPD-Politiker Stegner begrüßt Freilassung
Der SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner zeigte sich erfreut über die Freilassung von Assange. Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk (Bayern 2, Welt am Morgen) sagte Stegner: „Das ist eine pragmatische Lösung und gut für alle Beteiligten. „Dass Assange nun schon unterwegs nach Australien ist, zeigt dass man sich verständigt hat.“
Stegner würdigte die Verdienste, die Assange im Sinne der Pressefreiheit erworben habe. „Er hat einen Beitrag geleistet, dass Dinge aufgeklärt worden sind, die auch an die Öffentlichkeit gehören, auch wenn das mit hohen persönlichen Risiken verbunden war. Dass das jetzt zu einem Ende kommt wird hoffentlich dazu beitragen, dass sein Gesundheitszustand sich wieder verbessert.“
Mit Material von dpa, AFP und AP