In seinem Leben hat Ralph Siegel schon viel Verrücktes ausprobiert. Manches ging schief, wie etwa sein Ausflug ins Musical-Geschäft mit „Winnetou“. Und auch der ein oder andere Song beim Eurovision Song Contest (ESC) floppte. Aber insgesamt kann sich die Lebensbilanz des gebürtigen Münchners wirklich sehen lassen.
Hit-Garant Siegel
Ralph Siegel war die Musiker-Karriere in die Wiege gelegt worden. Vater Ralph Maria schrieb Schlager, Mutter Ingeborg Döderlein sang Operetten. Und gefragt, was eigentlich sein Lieblingsinstrument ist, muss Ralph Junior nicht lange nachdenken: „Das ist immer noch das Klavier. Ich habe von meinem Papa einen wunderbaren Blüthner-Flügel geerbt. Auf dem spiele ich nachts um zwei oder drei, um vier. Ich habe sehr viele Songs darauf geschrieben. Aber auch das Keyboard, das heutige. Weil man natürlich damit sehr viel zaubern kann.“
Wenige haben alle Siegel-Hits wirklich präsent. Zu ihnen zählen „Griechischer Wein“ und „Ein ehrenwertes Haus“ von Udo Jürgens, die Gruppe Dschinghis Khan mit ihrem Party-Sound der 70er „Moskau“ oder die Musik der TV-Serie „Der Sonne entgegen“, über vier Aussteiger auf großer Fahrt.
ESC-Legendenstatus
Für Siegel ist das Spannendste einer Karriere der erste Erfolg. Und den hatte er bereits mit 19 Jahren, schrieb damals für Don Gibson den Country-Hit „It’s a long, long way to Georgia“. Dann sein erstes Highlight, das erste Mal im Finale des Eurovision Song Contests 1974, wo der von ihm geschriebene Titel „Bye, Bye I love you“ auf Platz 4 kommt: „Da sag‘ ich: Ja, Platz 4, das kann ich besser. Und da habe ich mich doch hochgehangelt, immerhin bis zu Platz 1. War achtmal unter den ersten Vieren international.“ Insgesamt hat Siegel 25 Mal am ESC teilgenommen, Deutschland 1982 mit Nicoles „Ein bisschen Frieden“ den ersten Sieg jemals beschert. Stolz sagt er darüber: „Das wird so schnell niemand einholen.“
„Zeppelin“ – Große Musical-Produktion
Kurz nach seinem 76. Geburtstag wagte er mit „Zeppelin“ noch eine große Musical-Produktion. Teilweise finanziert durch eine Hypothek auf sein Privathaus. Seine Liebe zum Theater war übermächtig. Und der Wille, es noch einmal allen zu zeigen, wohl auch. „Ja, ich muss ehrlich sagen, ich bin verrückt. Es ist eigentlich viel zu riskant.“
Wünsche hat der Komponist im hohen Alter nur noch bescheidene: „Das Einzige, was ich mir wünsche: Dass die Diskotheken ein bisschen leiser werden. Das war bei uns früher ein bisschen schöner. Da spielt eine Band, da hörte man Musik. Heute gehst du in eine Diskothek rein – oder zumindest ich – und gehe rückwärts wieder raus, weil es mir einfach zu laut ist.“