Verzögerungen bei der Auswahl
Die zurückliegende 15. Ausgabe der alle fünf Jahre stattfindenden Kunstschau war vom indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa kuratiert worden und hatte gleich zu Beginn für einen Antisemitismus-Eklat gesorgt: So war sehr zentral – auf dem Friedrichsplatz – das Banner „People’s Justice“ der indonesischen Künstlergruppe Taring Padi aufgestellt. Darauf wurden Mossad-Mitglieder mit Schweineköpfen sowie ein Schläfenlocken tragender Jude mit Zigarre und SS-Hut karikiert. Die Kunstzeitschrift Monopol befand damals: „Zweifellos … überschreitet die Karikatur des Juden die Grenzen dessen, was in Deutschland gezeigt werden sollte.“ Das Banner wurde später wieder abgebaut.
Aber auch als die Documenta 15 schon vorbei war, wurde es nicht ruhiger. Denn gegen ein Mitglied der Findungskommission, die eine künstlerische Leitung für die 16. Ausgabe der Schau berufen sollte, wurden Antisemitismus-Vorwürfe erhoben. Kommissionsmitglied Ranjit Hoskoté war in die Kritik geraten, weil er im Jahr 2019 eine Petition mit dem Titel „BDS India“ unterzeichnet hatte. BDS steht für „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“.
Die Kampagne ruft zum Boykott des Staates Israel und israelischer Produkte wegen des Vorgehens gegen Palästinenser auf. In der Petition, die Hoskoté unterzeichnet hatte, findet sich folgender Satz: „Zionismus ist eine rassistische Ideologie, die einen siedlerkolonialistischen Apartheidsstaat verlangt, in dem Nicht-Juden nicht die gleichen Rechte haben und der in der Praxis, auf der ethnischen Reinigung von Palästinensern in den letzten sieben Dekaden besteht.“
Rücktritt der gesamten Findungskommission
Hoskoté zog sich daraufhin Ende vergangenen Jahres aus der Findungskommission zurück – später traten auch die verbleibenden Mitglieder des Gremiums zurück. Eine neue Findungskommission berief der Aufsichtsrat der Weltkunstschau erst Anfang Juli. Die documenta gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst. Die 16. Ausgabe ist vom 12. Juni bis 19. September 2027 geplant.
Mit Material von dpa