Sie sitzt auf der Schaukel, unter Bäumen, verträumt geht der Blick in die Weite. Ihr Kleid ist rot, wie bei so vielen Frauenfiguren auf den Bildern von Moritz Götze. Libellen schwirren durch die Luft, zu den Füßen der Schaukelnden, auf gelbem Grund, durcheinander liegend, allerlei Objekte, der Kopf einer antiken Büste, ein Kassetten-Rekorder, Tapes, Kristalle, eine Zielscheibe mit Pfeilen. Und im Hintergrund sieht man die typische mitteldeutsche Landschaft, flach und leicht wellig, wie der Künstler Moritz Götze sagt. „Bei uns gibt es viele Industriebrachen und verlassene Objekte. Und das sieht man auch, dass so romantische, kaputte Teile herumliegen.“
Die Landschaft, aus der Moritz Götze kommt, liegt im südlichen Sachsen-Anhalt, um, vor und hinter seiner Heimatstadt Halle – und ist reich an Geschichte. „War und ist“, heißt das großformatige Bild, das nicht das größte ist im Kunstforum im Freisinger Schafhof. Moritz Götze hat es auf einzelnen Platten aus Industrie-Emaille gemalt, diese zum Teil mehrfach bearbeitet und gebrannt und dann – wie ein Puzzle – zusammen montiert.
Pop Art als wichtiger Bezugspunkt
Eine besondere Farbigkeit entsteht bei dieser Technik, ebenso eine markante grafische Struktur – manches der Motive ist in die Farbe eingraviert. „Das sind im Prinzip Glasuren wie bei Keramik. Aber dadurch, dass das sehr viel niedriger gebrannt wird als Keramik, sind die Farben sehr viel intensiver.“ Im Gegensatz zur Malerei, bei der im Laufe der Zeit ein Veränderungsprozess einsetze, würden die Motive „auch noch in zweitausend Jahren so aussehen“, sagt Götze.
Seit langem schon arbeitet Moritz Götze, aufgewachsen in einer Künstlerfamilie, mit Industrie-Emaille. Sein Vater, unangepasst im DDR-Kulturbetrieb, sammelte begeistert alte Werbetafeln. Die Ausstellung stellt die Emaille-Malerei in das Zentrum. Eine Wand etwa zeigt die von Andy Warhols berühmter Siebdruckserie inspirierten „German Soups“: Suppendosen-Bilder, in der Mitte, gezeichnet, das Konterfei berühmter Menschen, darunter Oskar Maria Graf, Walter von der Vogelweide, aber auch, eigens für Freising entstanden, Korbinian und die Brüder Asam. Die Pop Art ist ein wichtiger Bezugspunkt für Moritz Götze.