Kirill Dimitrijew scheut keinen Aufwand, um den „russisch-amerikanischen Dialog“ wieder in Gang zu setzen. Auf seinem Telegram-Kanal postete Putins derzeit wohl wichtigster Unterhändler das Foto einer Pralinenschachtel [externer Link], auf der ein Porträt des russischen Präsidenten zu sehen ist, samt der Aufschrift „Große Worte eines großen Mannes“.
Inhalt: Zwölf Süßigkeiten, die jeweils mit einem Putin-Zitat verziert sind, etwa „Russlands Grenzen enden nirgendwo“ oder „Russland fürchtet nichts“. Offenkundig verschenkte Dimitrijew, der gerade in den USA unterwegs ist und dort fleißig Interviews gibt, das Souvenir an seine amerikanischen Gesprächspartner.
„Man fürchtet sich vor den Griechen“
Der russische Politologe Andrei Nikulin fragte sich zunächst [externer Link], ob der Pralinen-Hype auf einer Fälschung beruhe, sah sich jedoch eines Besseren belehrt, nachdem auch der Propaganda-TV-Kanal „RT“ darüber berichtete.
„Was soll ich sagen – genial. Allerdings nicht, was die Resultate angeht“, so Nikulin: „Ich vermute, angesichts von Dimitrijews Ruf hierzulande würde es in den USA kaum jemand wagen, ein Souvenir aus Moskau zu verspeisen – man fürchtet sich vor den Griechen, selbst vor denen, die Süßigkeiten mitbringen [eine Anspielung auf ein geflügeltes Wort des antiken Dichters Vergil]. Aber als Gelegenheit, Fotos und einen Bericht für den Boss nach Moskau zu schicken, könnte es funktionieren. Putin wird es zu schätzen wissen. Amerikaner natürlich eher nicht. Aber wen interessieren die schon bei den Raufereien im Hinterhof?“
„Mischung aus Tradition und Innovation“
Andere russische Polit-Blogger staunten und fragten sich, ob Dimitriew nach seinem Pralinen-Post noch erwarte, ernst genommen zu werden. „Man fragt sich, wer in Washington davon beeindruckt sein soll“, schimpfte TV-Propagandist Sergei Mardan [externer Link]. Auf einem der reichweitenstärksten Militärblogs hieß es abschätzig, weder die Idee, die Beringstraße zu untertunneln, noch die Pralinen würden die amerikanische Elite milder stimmen.
Politologe Marat Baschirow dagegen argumentierte [externer Link]: „Unseren Leuten ist es gelungen, die Trump-Anhänger als Psychopathen hinzustellen. Um mit ihnen zu verhandeln, müssen wir Elemente der Popkultur nutzen. Dieses Narrativ wird von [dem russischen Ex-Präsidenten] Dmitri Medwedew und Kirill Dmitrijew bedient. Ersterer schikaniert uns mit seinen Online-Posts, während Letzterer persönlich Pralinen mit Zitaten von Präsident Putin in die USA brachte. Und wissen Sie, es funktioniert. Traditionelle Diplomatie alter Schule ist konservativ; sie funktioniert, wenn es ein ähnlich gestimmtes Gegenüber gibt. Aber wenn die andere Seite aus einem Haufen Schaustellern ohne Wissen und Können besteht? Dann braucht man eine Mischung aus Tradition und Innovation.“
„Nicht diplomatisch und sogar unklug“
Leser der St. Petersburger Zeitung „Fontanka“ reagierten mit viel Spott und Häme [externer Link]: „Es ist ein existenzielles Geschenk mit einer verborgenen Bedeutung. Der große Mann schickt immer eine braune Substanz zurück, eingewickelt in ein schäbiges Paket mit hinterhältigen Worten. Und ja, diese Substanz ist höchstwahrscheinlich keine Schokolade.“ Oder auch: „Um unserem Donald endgültig den Garaus zu machen, muss Genosse Xi ihm bei ihrem nächsten Treffen ein Buch mit Zitaten Maos überreichen.“

