„Im Fernsehen heißt es immer, Menschen über 70 seien für Telefon-Betrüger ein Geschenk des Himmels“, so ein russischer Zeitungsleser (externer Link) zur Diskussion über Donald Trumps ungewöhnlich unbekümmerte Telefongewohnheiten. Geheimdienstmitarbeiter aller Länder hätten vermutlich gar keine Lust, den überaus zugänglichen US-Präsidenten abzuhören, vermutete ein weiterer Kommentator, weil sie damit nur ihre „geistige Gesundheit riskierten“.
Andere fragten sich, wann Trump angesichts seiner Arglosigkeit wohl ein Opfer der russischen Telefon-Scherz-Komödianten Vovan und Lexus werde, woraufhin Politologe Konstantin Kalaschew spottete: „Die haben einfach nur Mitleid mit dem alten Mann.“
„Wie eine Münze im Kaugummiautomaten“
Grund für den Spott: Im US-Magazin „The Atlantic“ war zu lesen (externer Link), wie lässig Trump seine angeblich drei Handys nutzt: „Der Reiz des Telefons ist einfach erklärt: Trump ruft gerne an. Er lässt sich gerne anrufen. Unbekannte Nummern sind für ihn aufregend, ähnlich wie eine Münze in einen Kaugummiautomaten zu werfen und zu warten, welche Sorte herauskommt. Das Telefon abzugeben wäre für ihn unbequem und einschränkend, also behält er es.“
Weit mehr als 100 Personen hätten Trumps Privatnummer (Klingelton „Reflection“) und würden sie auch immer wieder gern spontan anwählen: Abgeordnete, Freunde, Familienmitglieder, Konzerngrößen, Prominente, Staatschefs und Journalisten. Nach seinem Wahlsieg sei Trump amüsiert gewesen, dass ihm zwanzig Staatschefs am Telefon „in den Hintern kriechen“ wollten.
„Könnte ein ausländischer Staatschef sein“
Warnungen vor chinesischen und russischen Hackern nimmt Trump demnach ebenso wenig ernst wie andere Risiken, etwa auf Fakes reinzufallen: „Er weiß nicht einmal, aus welchem Land [jemand anruft]. Er sieht nur die Nummer und denkt: Das könnte ein ausländischer Staatschef sein, mit dem ich sprechen möchte.“ Er wolle halt nichts „verpassen“, werden Trumps Weggefährten im Weißen Haus zitiert. Ein Berater behauptete, der Präsident habe in seiner ersten Amtszeit niemandem in seinem Stab vertraut – außer seinem Handy.
„Chatten Sie nicht ohne Wissen des Genossen Major“
Diese bemerkenswert lockere Handy-Handhabung amüsiert und befremdet russische Blogger auch deshalb ganz besonders, weil das dortige Telekommunikations-Ministerium soeben vorschlug [externer Link], Anrufe von ausländischen SIM-Karten gesetzlich zu unterbinden, vordergründig, um Telefonbetrug in den Griff zu bekommen.