Geprägt von Pfarrzeit in Jerusalem
Brücken zu bauen und sich für Verständigung einzusetzen, war ihm auch im jüdisch-christlichen Dialog ein wichtiges Anliegen. Die Aussöhnung von Juden und Christen sein großes Thema. In den 1980er Jahren war Friedrich Probst von Jerusalem, wo er die deutsche Evangelische Gemeinde leitete. Eine Zeit, die ihn stark prägte.
„Das war für mich, aber auch für meine Frau und meine Töchter die wichtigste Zeit in unserem Leben“, sagt Friedrich rückblickend – schöne, aber durch die politischen Umstände zugleich auch schwierige Jahre. Für ihn durchaus eine Herausforderung: „Zum ersten Mal in meinem Leben durfte ich mich politisch zu diesem Konflikt nicht äußern, weil ich ja für beide Seiten ansprechbar bleiben musste. Ich habe erst, als ich zurück war, gemerkt, dass das doch eine unglaubliche Spannung war, in der ich gelebt habe.“
Dennoch wolle er „keinen, wirklich keinen Tag“ dort missen, „nicht einmal die Zeit des ersten Golfkrieges, des ersten, in der ich auch dort geblieben war“.
Hans-Meiser-Straße: Umbenennung wegen antisemitischer Äußerung?
Der 1948 in Westfalen geborene Friedrich hat einen Großteil seines Lebens in Franken verbracht. Als Sohn eines Professors für Neues Testament wuchs er in Erlangen auf, war Gemeinde- und Studentenpfarrer in Nürnberg, später dann dort Stadtdekan. Im Jahr 1999 wählte ihn das evangelische Kirchenparlament zum Landesbischof.
In seine Amtszeit fällt die Umbenennung der Hans-Meiser-Straße in München, wegen antisemitischer Äußerungen des ehemaligen Bischofs Hans Meiser. Friedrich sprach sich damals gegen die Umbenennung aus. „Ich bin dagegen, so mit den Namen umzugehen. Ich denke, dass wir uns kritisch mit ihnen auseinandersetzen, aber sie nicht aus der Stadt eliminieren sollten.“
Ökumene als Lebensthema
Erst war er Catholica-Beauftragter – und somit speziell für den Dialog mit der römisch-katholischen Kirche zuständig –, dann leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Er vertrat in diesem Amt 10,4 Millionen evangelisch-lutherische Christen. Die Ökumene war sein Lebensthema. Den Ökumenischen Kirchentag 2010 in München bezeichnete er einmal als Höhepunkt seiner Karriere.
In seinem ökumenischen Engagement war Friedrich allerdings nicht unumstritten. Für heftige Kritik in den eigenen Reihen sorgte sein Vorschlag, den Papst als „ökumenisch akzeptierten Sprecher der Weltchristenheit“ anzuerkennen.
Vom Bischof zum einfachen Dorfpfarrer
„Ich meine, dass es für die Weltchristenheit und für ihren Einfluss in der Welt und in der Gesellschaft ganz wichtig wäre, wenn man zu bestimmten Themen mit einer Stimme und möglichst einer Person oder einem Gremium sprechen könnte“, so Friedrich. Das könnten die Präsidenten des ÖRK sein – oder eben auch der Papst, allerdings nur, „wenn er alle anderen Kirchen, für die er dann sprechen würde, auch als Kirchen anerkennen würde. Und das ist ein Punkt, der uns ja noch trennt. Und dafür müsste er auf Unfehlbarkeit verzichten.“
Nach seiner Amtszeit als Bischof der bayerischen Landeskirche entschied er sich für ein Leben als einfacher Dorfpfarrer: Eineinhalb Jahre arbeitete er bis zu seinem Ruhestand im mittelfränkischen Bertholdsdorf im Landkreis Ansbach. Nahbar war er, mit einem offenen Ohr für die Nöte, so haben ihn Gemeindemitglieder damals beschrieben.
Im Video: Trauer um ehemaligen Landesbischof Friedrich