2020 liegt nur fünf Jahr zurück – und fühlt sich doch an wie eine ferne Epoche: Corona, Lockdown, Maskenpflicht. Für Ari Aster ist genug Zeit vergangen, um daraus eine Groteske zu machen. Eine Pandemie-Groteske, getarnt als Kleinstadtwestern in einem verschlafenen Kaff in New Mexico.
Eine Covid-Groteske im Western-Kostüm
Ein Genre, das für den Regisseur auf der Hand lag. „Ich liebe Western und ihre Traditionen: den Aufbau neuer Gesellschaften“, so Aster im Interview. „Es geht um Recht gegen Gesetzlosigkeit. Und das schien mir das passende Genre zu sein. Nehmen wir allein mal die Theatralik von Covid. Es war immer so: Steh hier, mach das, trag die Maske, sag das, glaub das. Der Film beginnt damit, dass eine Figur, beschließt: Nein, ich mache da nicht mit.“
Diese Figur, die sich in „Eddington“ weigert, ist Sheriff Joe Cross (Joaquin Phoenix), der glaubt, Covid sei eine Erfindung der Regierung, und der sich weigert, die Regeln zu befolgen, die er eigentlich durchsetzen müsste. Sein Gegenspieler in „Eddington“ ist der amtierende Bürgermeister Ted Garcia, gespielt von Pedro Pascal, der die Regeln verteidigt.
Das Starensemble dreht frei
Ari Aster, der mit Filmen wie „Hereditary“ oder „Midsommar“ feinstes Gespür für Zwischentöne und zeitgeistige Horrorfilme bewiesen hat, arbeitet in „Eddington“ eher mit der Kreissäge als mit Feingefühl. Er vermischt alles: ein ungewolltes Rechenzentrum für künstliche Intelligenz, Wahlkampf via Social Media, Maskendebatten, Social Distancing und das Verbreiten von Verschwörungstheorien – und zwar von beiden politischen Lagern.
Eddington hat nichts vom Zeitgeist, wirkt mit seinen fast drei Stunden behäbig wie ein alter Dampfer. Das Starensemble um Joaquin Phoenix, Pedro Pascal, Emma Stone und Austin Butler dreht komplett frei. Hier macht jede und jeder, was sie oder er will. „Eddington“ ist wirr, überladen, ein filmischer Tiefpunkt für Aster und am Ende eine Farce. Leider im schlechtesten Sinne.

